HDR-Aufnahmen – High Dynamic Range-Aufnahmen – weisen einen hรถheren Kontrastumfang auf als รผbliche digitale Bilder. Ein Bildsensor hat einen beschrรคnkten Dynamikumfang und kann folglich grosse Helligkeitsunterschiede nur begrenzt aufzeichnen. Deshalb werden Fotos, in denen sehr dunkle und sehr helle Motivteile vorkommen unter- oder รผberbelichtet, manchmal sogar unter- und รผberbelichtet. Beispiel: Gegenlichtaufnahmen mit Schattenpartien.
Mit mehreren unterschiedlich belichteten Aufnahmen kรถnnen Sie dieses Problem umgehen – und danach eine HDR-Aufnahme mit grรถsserem Dynamikumfang herstellen.
HDR-Aufnahmen โ High Dynamic Range โ hoher Kontrastumfang
Im Gegensatz zum menschlichen Auge kรถnnen das analoge Filmmaterial und die digitalen Sensoren keinen so grossen Dynamikumfang abbilden. Sie kennen das: Ein Foto im Gegenlicht bildet entweder das Sonnenlicht und den Himmel korrekt, das Sujet davor schwarz ab, oder das Sujets ist korrekt belichtet und der Himmel รผberbelichtet flau. Der Dynamikumfang beschreibt die Bandbreite zwischen den dunkelsten und hellsten Stellen im Bild, die noch Zeichnung aufweisen. Wรคhrend ein Kamerasensor 12 bis 15 Blendenstufen abbilden kann, erreicht ein Foto mit hohem Kontrast – zum Beispiel gegen die Sonne – schnell einmal 20 Blendenstufen.
Den hohen Kontrastumfang in den Griff bekommen
Bei normalen Aufnahmen spricht man von LDR-Aufnahmen (Low-Dynamic-Range). HDR-Aufnahmen sind erst mit der digitalen Fotografie und der anschliessend folgenden Bildbearbeitung fรผr alle mรถglich geworden. Durch den erwรคhnten hohen Kontrastumfang wirken HDR-Aufnahmen oft surrealistisch, weil die Schattenpartien genรผgend Zeichnung aufweisen und die Lichter trotzdem brillant und nicht รผberstrahlt wirken.
Hier im Beispiel eine Aufnahme der Taminaschlucht in Bad Ragaz. Die dunklen Stellen haben teilweise kaum mehr Zeichnung, die hellen stellen, rechts der Bildmitte, sind รผberstrahlt.
Taminaschlucht Bad Ragaz, 20s, f/11, ISO 100
Um den Kontrastumfang (Dynamikumfang) meistern zu kรถnnen, erstellte ich fรผnf unterschiedliche Belichtungen:
Aus diesen „Roh-Bildern“ erstellte ich danach eine HDR-Aufnahme in Photomatix Pro. Alle Aufnahmen habe ich vorher im Rohformat (RAW-Format) aufgenommen und in Lightroom ins DNG-Format konvertiert. Das Ergebnis:
Taminaschlucht in Bad Ragaz HDR-Aufnahme, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 1.5/3/6/10/20s, f/11, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslรถsung
Fรผr welche Situationen eignen sich HDR-Aufnahmen?
Mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen legen Sie in einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm aufeinander. Sie kรถnnen sich die einzelnen Bilder wie Folien vorstellen. Aus jeder Folie werden nun die korrekt belichteten Bereiche ausgewรคhlt und, indem man die Folien wieder aufeinanderlegt, danach zu einem optimalen Bild zusammengefรผgt. In Wirklichkeit sorgen komplizierte Algorithmen dafรผr, dass die unterschiedlichen Bildteile optimal erscheinen. Sie kรถnnen dabei zwischen einer automatischen oder manuellen Korrektur auswรคhlen. Letztere wird genauer, ist jedoch sehr zeitaufwรคndig.
Smartphones weisen eine HRD-Funktion auf, die recht gute Ergebnisse liefern kann:
Treppenhaus, Huawei P20 Pro, 27 mm KB, 1/310s, f/1.8, ISO 50
Tipps fรผr HDR-Aufnahmen
Damit Sie die einzelnen Aufnahmen perfekt zusammenfรผhren kรถnnen, mรผssen Sie einige Dinge beachten:
Die Aufnahmen mรผssen vom exakt gleichen Standort, mit exakt dem gleichen Bildausschnitt und der exakt gleichen Brennweite geknipst werden. Deshalb benรถtigen Sie ein Stativ oder eine stabile Unterlage.
In speziellen HDR-Programmen haben Sie die Mรถglichkeit, leichte Bildverschiebungen korrigieren zu lassen. Das funktioniert je nach Motiv besser oder weniger gut.
Auf dem Stativ schalten Sie den Bildstabilisator immer aus. Der kรถnnte folglich bei einer ruhenden Kamera fรผr Unschรคrfe im Bild fรผhren.
Den ISO-Wert fรผr alle Aufnahmen gleich einstellen.
Wรคhlen Sie Blendenvorwahl und damit immer die gleiche Blende fรผr alle (Teil-)Aufnahmen. Damit haben Sie immer die gleiche Schรคrfentiefe. Sie kรถnnen auch auf den manuellen Modus M umstellen und Blendenwert und Verschlusszeit selber einstellen.
Fotografieren Sie, falls mรถglich, im RAW-Modus (Rohdaten-Modus). Sie haben eine grรถssere Auswahl an Bearbeitungs- und Korrekturmรถglichkeiten.
Stellen Sie manuell scharf. So bleibt die Schรคrfeebene fรผr alle (Teil-)Aufnahmen gleich.
Ich arbeite gerne mit dem Live-View-Modus und stelle die Schรคrfe mit der Lupenansicht auf ein Detail ein.
Ermitteln Sie die optimalen Einstellungen fรผr eine Belichtung. Sie kรถnnen mit der Spotmessung die dunkelste Stelle ausmessen und den Wert fรผr eine korrekte Belichtung notieren: Beispiel 20 s Verschlusszeit. Dann messen Sie die hellste Stelle aus und notieren die passende Verschlusszeit: Beispiel 1.5 s. In dieser Bandbreite mรผssen die Belichtungen erstellt werden. Ich erstellte beim Motiv in der Schlucht Belichtungen von 1.5 / 3 / 6 / 10 und 20 s.
Verlust von hellen Details vermeiden:
Kontrollieren Sie die kรผrzeste Belichtung mit dem Histogramm oder der รberbelichtungswarnung. Es darf kein Clipping am rechten Rand geben. Das wรผrde zu einem Verlust in den hellen Details (Lichter) fรผhren.
Kontrollieren Sie die lรคngste Belichtung mit dem Histogramm oder der Unterbelichtungswarnung. Es darf kein Clipping am linken Rand geben. Das wรผrde zu einem Verlust der dunklen Details (Schatten) fรผhren.
Eine weitere Methode: Ermitteln Sie die Einstellung fรผr die dunkelste Aufnahme, indem Sie die Unterbelichtungswarnung einstellen. Den Wert, der nur noch winzige Unterbelichtungen anzeigt, korrigieren Sie um 1/2 Belichtungsstufe nach unten (Verschlusszeit um einen halben Wert verringern, z.B. von 1/60 auf 1/45s). Das gibt das erste Bild der Belichtungsreihe. Erhรถhen Sie die Verschlusszeit in 1er oder 2er Belichtungsschritten, bis das Bild beinahe ganz รผberbelichtet ist. Bildteile, die schwarz sind, werden nun รผberbelichtet dargestellt, der linke Teil des Berges im Histogramm rutscht zur Mitte oder noch etwas nach rechts.
In Doppelschritten korrigieren
Korrigieren Sie in ganzen oder doppelten Belichtungs-Schritten die Aufnahmen. Beispiel: – 2.0 EV, normal, + 2.0 EV (EV = Exposure Value, Korrekturschritte mit +/- Taste). Je nach Sujets benรถtigen Sie mehr oder weniger Aufnahmen.
Ein fertiges, schwarzweisses HDR-Bild der Kirche von Mario Botta:
HDR-Aufnahme Kirche Mario Botta, Mogno TI, Nikon D5300, Sigma f/2.8 11-16 mm, 16 mm KB, 1/4s, f/8, ISO 100, Stativ, SpiegelvorauslรถsungHDR-Aufnahme in Lightroom – Sonnenblumen im Gegenlicht, Nikon D5300, Tokina f/2.8 11-16 mm, 16 mm KB, 1/30s, f/11, ISO 400
Das folgende Bild ist beim Schloss Watt in Mรถrschwil entstanden. Grundlage waren drei Aufnahmen in 2.0-EV-Schritten. So kann der Eindruck wiedergegeben werden, den wir mit unseren Augen haben:
HDR-Foto Schloss Watt Mรถrschwil, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 21 mm KB, 1/180s, 1/750s, 1/3000s, f/9.5, ISO 100
Wenn Sie mit dem RAW-Format fotografieren, was ich Ihnen nur empfehlen kann, kรถnnen Sie auch aus einer korrekt belichteten Aufnahme ein „Pseudo“-HDR-Bild herstellen, wenn der Kontrastumfang nicht sehr gross ist. Rohformat-Dateien kรถnnen Sie mit einem RAW-Konverter verlustfrei um bis zu zwei, drei Belichtungsstufen + und โ korrigieren. Stellen Sie dann von Ihrem Bild mit dem RAW-Konverter ein Bild mit zwei Stufen Unterbelichtung und ein Bild mit zwei Stufen รberbelichtung her. Diese Bilder benutzen Sie fรผr das HDR-Bild.
Im Beispiel habe ich eine RAW-Aufnahme in Lightroom genommen und davon mit CTRL + T zwei virtuelle Kopien erstellt. Eine korrigierte ich um -1.0 EV, eine um +1.0 EV.
Alle drei Bilder exportierte ich in Photomatix Pro und erstellte davon ein Pseudo-HDR-Bild:
Pseudo HDR Foto erstellen – Ascona by Night, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 30s, f/13, ISO 200, Photomatix Pro aus zwei zusรคtzlich korrigierten Bildern
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HDR-Aufnahmen – High Dynamic Range-Aufnahmen – weisen einen hรถheren Kontrastumfang auf als รผbliche digitale Bilder. Ein Bildsensor hat einen beschrรคnkten Dynamikumfang und kann folglich grosse Helligkeitsunterschiede nur begrenzt aufzeichnen. Deshalb werden Fotos, in denen sehr dunkle und sehr helle Motivteile vorkommen unter- oder รผberbelichtet, manchmal sogar unter- und รผberbelichtet. Beispiel: Gegenlichtaufnahmen mit Schattenpartien.
Mit mehreren unterschiedlich belichteten Aufnahmen kรถnnen Sie dieses Problem umgehen – und danach eine HDR-Aufnahme mit grรถsserem Dynamikumfang herstellen.
HDR-Aufnahmen โ High Dynamic Range โ hoher Kontrastumfang
Im Gegensatz zum menschlichen Auge kรถnnen das analoge Filmmaterial und die digitalen Sensoren keinen so grossen Dynamikumfang abbilden. Sie kennen das: Ein Foto im Gegenlicht bildet entweder das Sonnenlicht und den Himmel korrekt, das Sujet davor schwarz ab, oder das Sujets ist korrekt belichtet und der Himmel รผberbelichtet flau. Der Dynamikumfang beschreibt die Bandbreite zwischen den dunkelsten und hellsten Stellen im Bild, die noch Zeichnung aufweisen. Wรคhrend ein Kamerasensor 12 bis 15 Blendenstufen abbilden kann, erreicht ein Foto mit hohem Kontrast – zum Beispiel gegen die Sonne – schnell einmal 20 Blendenstufen.
Den hohen Kontrastumfang in den Griff bekommen
Bei normalen Aufnahmen spricht man von LDR-Aufnahmen (Low-Dynamic-Range). HDR-Aufnahmen sind erst mit der digitalen Fotografie und der anschliessend folgenden Bildbearbeitung fรผr alle mรถglich geworden. Durch den erwรคhnten hohen Kontrastumfang wirken HDR-Aufnahmen oft surrealistisch, weil die Schattenpartien genรผgend Zeichnung aufweisen und die Lichter trotzdem brillant und nicht รผberstrahlt wirken.
Hier im Beispiel eine Aufnahme der Taminaschlucht in Bad Ragaz. Die dunklen Stellen haben teilweise kaum mehr Zeichnung, die hellen stellen, rechts der Bildmitte, sind รผberstrahlt.
Um den Kontrastumfang (Dynamikumfang) meistern zu kรถnnen, erstellte ich fรผnf unterschiedliche Belichtungen:
Aus diesen „Roh-Bildern“ erstellte ich danach eine HDR-Aufnahme in Photomatix Pro. Alle Aufnahmen habe ich vorher im Rohformat (RAW-Format) aufgenommen und in Lightroom ins DNG-Format konvertiert. Das Ergebnis:
Fรผr welche Situationen eignen sich HDR-Aufnahmen?
Bei allen Sujets, die einen grossen Kontrast aufweisen (Schatten & Sonne, Nachtaufnahmen mit starken Lichtquellen, Sujets im Gegenlicht, Fotos in Schluchten, Innenaufnahmen usw.) kรถnnen Sie mit einer HDR-Nachbearbeitung mehr Zeichnung aus Ihren Bildern herausholen.
Wie entstehen HDR-Aufnahmen?
Mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen legen Sie in einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm aufeinander. Sie kรถnnen sich die einzelnen Bilder wie Folien vorstellen. Aus jeder Folie werden nun die korrekt belichteten Bereiche ausgewรคhlt und, indem man die Folien wieder aufeinanderlegt, danach zu einem optimalen Bild zusammengefรผgt. In Wirklichkeit sorgen komplizierte Algorithmen dafรผr, dass die unterschiedlichen Bildteile optimal erscheinen. Sie kรถnnen dabei zwischen einer automatischen oder manuellen Korrektur auswรคhlen. Letztere wird genauer, ist jedoch sehr zeitaufwรคndig.
Smartphones weisen eine HRD-Funktion auf, die recht gute Ergebnisse liefern kann:
Tipps fรผr HDR-Aufnahmen
Damit Sie die einzelnen Aufnahmen perfekt zusammenfรผhren kรถnnen, mรผssen Sie einige Dinge beachten:
Verlust von hellen Details vermeiden:
In Doppelschritten korrigieren
Belichtungsreihe in 1-er Schritten:
Ein fertiges, schwarzweisses HDR-Bild der Kirche von Mario Botta:
Das folgende Bild ist beim Schloss Watt in Mรถrschwil entstanden. Grundlage waren drei Aufnahmen in 2.0-EV-Schritten. So kann der Eindruck wiedergegeben werden, den wir mit unseren Augen haben:
ยป Mit Photomatix PRO HDR-Fotos und HDR-Bilder herstellen
ยป Kontrastumfang erhรถhen
ยป High Key Fotografie
Alternative bei RAW-Aufnahmen
Wenn Sie mit dem RAW-Format fotografieren, was ich Ihnen nur empfehlen kann, kรถnnen Sie auch aus einer korrekt belichteten Aufnahme ein „Pseudo“-HDR-Bild herstellen, wenn der Kontrastumfang nicht sehr gross ist. Rohformat-Dateien kรถnnen Sie mit einem RAW-Konverter verlustfrei um bis zu zwei, drei Belichtungsstufen + und โ korrigieren. Stellen Sie dann von Ihrem Bild mit dem RAW-Konverter ein Bild mit zwei Stufen Unterbelichtung und ein Bild mit zwei Stufen รberbelichtung her. Diese Bilder benutzen Sie fรผr das HDR-Bild.
Im Beispiel habe ich eine RAW-Aufnahme in Lightroom genommen und davon mit CTRL + T zwei virtuelle Kopien erstellt. Eine korrigierte ich um -1.0 EV, eine um +1.0 EV.
Alle drei Bilder exportierte ich in Photomatix Pro und erstellte davon ein Pseudo-HDR-Bild:
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ยป HDR-Foto erstellen mit unterschiedlichen Programmen
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