Fotopraxis

Tipps für schärfere Fotos

Makrofotografie Schnecke, Nikon D750, Sigma Macro f/2.8 105 mm, 1/250s, f/6.7, ISO 400

Makrofotografie einer Schnecke, Tipps für schärfere Fotos

In diesem Artikel finden Sie über 20 Tipps für schärfere Fotos. Mit dem Unschärfe-Finder können Sie die Ursache für unscharfe Fotos anhand eines JA/NEIN-Tools schneller herausfinden.

Hier finden Sie thematisch geordnet die besten Tipps für schärfere Fotos.

Was ist „Schärfe“ in der Fotografie?

Genau genommen können Sie immer nur eine Ebene im Bild wirklich scharf abbilden (fokussieren). Je nach gewählter Brennweite, Blendenöffnung und Distanz zu den Motiven befindet sich mehr oder weniger Vorder- und Hintergrund mit „akzeptabler“ Schärfe auf Ihrem Foto. Das bedeutet, dass unsere Augen diese Teile als noch „scharf“ abgebildet betrachten, was rein physikalisch so nicht ganz stimmt. Das werden Sie auch feststellen, wenn Sie in den Hintergrund eines Bildes zoomen. Je näher Sie zu einem Bild gehen (oder heranzoomen), desto besser sehen Sie die Details – und damit die Unschärfe. Ein Plakat aus zwei Metern Distanz betrachtet, wirkt vollständig scharf. Gehen Sie einmal auf 30 cm an dieses Bild heran. Sie werden staunen.

» Online Fotokurs – kompakt und schnell fotografieren lernen

Doch nun zu den Schärfetipps. Den DigiSpick – ein PDF zum Ausdrucken – finden Sie am Ende des Artikels.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Schärfetipp: Betrachten Sie die Fotos gleich auf dem Display Ihrer Kamera mit dem Lupensymbol (ins Bild zoomen, meist +-Taste oder Lupen-Taste). So können Sie Korrekturen sofort vornehmen und das unscharfe Foto löschen.

Allgemeine Tipps für schärfere Fotos

Schärfetipp: Gehen Sie möglichst nahe an ein Motiv heran. Wenn Sie mit einem Teleobjektiv aus grosser Distanz ein Motiv aufnehmen wollen, können winzige Wasser Tropfen und andere Partikel in der Luft das Bild schwammig wirken lassen.

Schärfetipp: Halten Sie die Linse Ihres Objektivs sauber. Vor allem bei der kleinen Linse an Ihrem Smartphone sammeln sich schnell Schmutz oder Abdrücke von Fingern, welche die Bildqualität stark beeinträchtigen können.

Schärfetipp: Wenn Sie bei Regen oder in der Nähe eines Wasserfalls fotografieren, sammeln sich schnell Wasser Tröpfchen auf der Frontlinse, welche die Bildqualität beeinträchtigen. Wischen Sie mit einem weichen Objektivtuch (oder einem Brillentuch von Ihrem Optiker) regelmässig die Tropfen vorsichtig weg. Achtung vor Kratzern durch Sandkörnchen auf der Linse! » Filter reinigen

» Sonnenuntergang und Sonnenaufgang fotografieren

Tipps für schärfere Fotos mit Autofokus

Schärfetipp: Achten Sie darauf, dass das Autofokus-Messfeld Ihr Motiv erfassen kann. Bei kontrastlosen Motiven kann es passieren, dass der Autofokus nicht fokussieren kann. Schwenken Sie, wenn möglich, den Autofokus-Sensor auf ein kontrastreicheres Detail oder stellen Sie die Schärfe manuell ein.

Schärfetipp: Wenn das nicht funktioniert, stellen Sie den Autofokus ab und fokussieren manuell.

Schärfetipp: Wenn sich das Motiv nicht in der Mitte befindet (an gleicher Stelle wie das Autofokus-Messfeld), kann es vorkommen, dass Ihre Kamera auf den Hintergrund fokussiert und das Motiv unscharf wird. Schwenken Sie die Kamera so, dass das Messfeld über dem Motiv liegt, drücken Sie den Auslöser halb. Die Schärfeeinstellung wird vorgenommen und gespeichert. Schwenken Sie zurück und drücken Sie den Auslöser vollständig. Je nach Kameramodell haben Sie eine spezielle Taste für die Schärfespeicherung oder können die Funktionstaste damit belegen.

Schärfetipp: Wählen Sie bei nicht mittigen Motiven das Autofokus-Wahlfeld selber aus. Sie finden das im Benutzerhandbuch.

Kameraeinstellungen für scharfe Aufnahmen

Schärfetipp: Verwenden Sie wenn immer möglich einen niedrigen ISO-Wert. Bei ISO 100 oder ISO 200 bringen die Bildsensoren die beste Leistung mit knackiger Schärfe und brillanten Farben. Der Dynamikumfang des Sensors ist dann am grössten. Je höher Sie den Wert schrauben, desto mehr nimmt die Detailtreue, Schärfe und Farbintensität ab.

Schärfetipp: Verwenden Sie beim Fotografieren den Sweet-Spot, die optimale Blende. In der Regel reicht es, wenn Sie zweifach abblenden (f/4 zu f/5.6 zu f/8). Die meisten Objektive erreichen bei zweifachem Abblenden ihre beste Abbildungsleistung. » Beste Abbildungsleistung selber testen

Sweet-Spot Tipps für schärfere Fotos
Sweet-Spot Tipps für schärfere Fotos – links Blende f/11, rechts Offenblende f/1.8, Ausschnitt 1:1 Randbereich

Schärfetipp: Wählen Sie eine genügend kurze Verschlusszeit. Je länger die Brennweite, desto kürzer wählen Sie die Verschlusszeit.

Tipps für schärfere Fotos - rechter Ausschnitt verwackelt
Tipps für schärfere Fotos – rechter Ausschnitt verwackelt

Schärfetipp: Verwenden Sie den Bildstabilisator. Beachten Sie, dass er beim Antippen des Auslösers in Aktion tritt und geben Sie dem Stabilisator genügen Zeit, bevor Sie das Bild auslösen. Je nach Objektiv hören Sie das Ausbalancieren beim Antippen des Auslösers.

Schärfetipp: Stellen Sie an Ihrer Kamera die höchstmögliche Auflösung (meist fine) ein. Wenn Sie sich mit dem RAW-Format auskennen, fotografieren Sie unbedingt damit.

Weitere Tipps zur Kameraeinstellung

Schärfetipp: Vermeiden Sie die kleinste Blendenöffnung (höchste Blendenstufe, zum Beispiel f/32) an Ihrem Objektiv. Je nach Objektivqualität ist die Beugungsunschärfe deutlich zu erkennen, indem das Bild schwammig wirkt. Blenden Sie maximal auf f/11 oder f/16 ab.

Schärfetipp: Stellen Sie den Selbstauslöser auf 2 s ein. Wenn Sie den Auslöser drücken, wartet die Kamera, bis sie auslöst. Die Erschütterung der Kamera oder des Smartphones durch das Drücken des Auslösers können Sie so vermeiden.

Schärfetipp: Stellen Sie bei knappen Lichtverhältnissen die Kamera auf Serienbildmodus. Drücken Sie den Auslöser und warten einige Aufnahmen ab. Meistens finden Sie darunter ein Bild, dass nicht verwackelt ist.

Schärfetipp: (Nur Spiegelreflexkameras) Stellen Sie bei Aufnahmen länger als 1/30s die Spiegelvorauslösung ein. Der Spiegel klappt dann beim Auslösen hoch und das Bild wird mit einer kleinen Verzögerung aufgenommen. Die Erschütterungen durch den Spiegel sind dann abgeklungen.

Kamerahaltung – Tipps für scharfe Fotos

Schärfetipp: Halten Sie die Kamera beim Auslösen möglichst ruhig. Drücken Sie den Auslöser sachte.

Schärfetipp: Beim Fotografieren mit Kompaktkameras und Smartphones halten Sie die Geräte möglichst nahe am Körper und mit beiden Händen. Sie vermeiden so Erschütterungen beim Auslösen.

Schärfetipp: Stützen Sie sich an einer Mauer oder auf einem Zaun ab. Mit diesem Tipp können Sie mit einem 35 mm-Objektiv und ruhiger Hand noch gut bei 1/15s und kürzer auslösen.

Schärfetipp: Wenn Sie eine Kamera haben, die einen optischen oder elektronischen Sucher aufweist, so verwenden Sie diesen. Damit stützen Sie das Kameramodell an der Stirn ab. So erreichen Sie längere Verschlusszeiten, als wenn Sie die Kamera vor sich hinstrecken und die Live-View begutachten.

» Weitere Tipps zur Kamerahaltung mit Bildern

» Streetfotografie

Körperhaltung – Tipps für schärfere Fotos

Schärfetipp: Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihren Füssen einen stabilen Stand haben. Die Füsse sollten hüftbreit Abstand zueinander haben. Das gibt Ihrem Oberkörper optimalen Halt.

Schärfetipp: Die linke Hand umschliesst das Objektiv von unten. Der linke Handrücken zeigt zum Boden. Die rechte Hand umfasst den Kameragriff. Sie können den rechten Oberarm gegen Ihre Flanke drücken. Das gibt zusätzlich Halt.

Schärfetipp: Legen Sie die Fototasche ab. Wenn Sie über eine Schulter hängt, verspannen Sie sich unnötig.

Schärfetipp: Lösen Sie das Bild beim langsam Ausatmen aus. Halten Sie auf keinen Fall die Luft an. Einer der besten Tipps für schärfere Fotos!

Schärfetipp: Gehen Sie in die Hocke oder sitzen Sie ab. So können Sie den linken Ellbogen auf Ihrem Knie abstützen. Das führt vor allem bei schweren Objektiven zu deutlich mehr Stabilität.

Schärfetipps beim Fotografieren mit dem Stativ

Schärfetipp: Schalten Sie den Bildstabilisator auf dem Stativ aus. Die Korrekturbewegung kann Kameraerschütterungen simulieren und das Bild unscharf werden lassen, weil die Kamera sich nicht bewegt.

Schärfetipp: Schalten Sie ab einer Verschlusszeit von 1/30s oder länger an einer Spiegelreflexkamera die Spiegelvorauslösung ein. Der Spiegel klappt zuerst hoch und – wenn die leichten Erschütterungen abgeklungen sind – löst danach die Kamera die Belichtung aus.

Schärfetipp: Lassen Sie die Mittelsäule des Stativs eingefahren und benutzen Sie möglichst die oberen, stabileren Stativsegmente.

Schärfetipp: Beschweren Sie das Stativ, indem Sie den Fotorucksack oder die Fototasche an die Mittelsäule hängen. Einer der besten Tipps für schärfere Fotos bei Wind und Wetter!

Schärfetipp: Lösen Sie mit dem Selbstauslöser (auf 2s eingestellt) oder einem Draht- oder Fernauslöser aus.

Schärfetipp: Falls Sie auf dem Stativ Bewegungen einfrieren wollen, müssen Sie die Verschlusszeit entsprechend verkürzen.

HDR-Aufnahme Brissago
HDR-Aufnahme Brissago, Nikon D750, Tamron f/2.8 24-70mm, 38 mm KB, 15/30/61s, f/16, ISO 100, 3 Aufnahmen, Stativ, PhotomatixPro

Spezialfall Landschaften fotografieren

Schärfetipp: Arbeiten Sie mit der Zeitautomatik A/Av und Blendenvorwahl. Wählen Sie einen Blendenwert von f/8, f/11 oder f/16. So erreichen Sie die beste Objektiv-Abbildungsleistung und eine genügende Schärfentiefe.

» Belichtungssteuerung – die Übersicht

Schärfetipp: Fokussieren Sie auf die halbe hyperfokale Distanz. So wird das Motiv von vorne bis hinten akzeptabel scharf abgebildet.

Tipp für beste Schärfe: Verwenden Sie ein Stativ.

Schärfetipp: Je kleiner die Brennweite, desto mehr bringen Sie mit aufs Bild und desto grösser wird die Schärfentiefe.

Schärfetipp: Verwenden Sie bei leichtem Dunst einen Polarisationsfilter.

Spezialfall Makrofotografie – Tipps für schärfere Fotos

Wenn Sie mit einem Makroobjektiv fotografieren, schwindet der Schärfentiefenbereich extrem. Bei Nahaufnahmen im Bereich von 1:1 kann die Schärfentief-Ebene noch einen Millimeter oder weniger betragen. Alles, was sich davor und dahinter befindet, wird unscharf abgebildet.

Makrofotografie Schneckenauge, Nikon 750, Sigma f/2.8 105mm Macro, 1/250s, f/6.7, ISO400
Makrofotografie Schneckenauge, Nikon 750, Sigma f/2.8 105 mm Macro, 1/250s, f/6.7, ISO 400

Tipp für scharfe Fotos: Fokussieren Sie, wenn das möglich ist, manuell.

Schärfetipp: Benutzen Sie die Live-View zum Einstellen der manuellen Schärfe.

Tipp für bessere Schärfe: Stellen Sie die Kamera auf Serienbildmodus und den Autofokus auf manuell. Fokussieren Sie auf die hinterste Schärfeebene. Drücken Sie den Auslöser und fahren langsam mit dem Schärfering durch die Schärfeebenen nach vorne. Sie werden bestimmt ein Bild dabeihaben, welches die perfekte Schärfeebene abbildet. Die restlichen Bilder löschen Sie wieder.

Schärfetipp: Fotografieren Sie mit einem Stativ und manueller Schärfeeinstellung.

Schärfetipp: Verwenden Sie einen Makro-Einstellschlitten. Mit diesem können Sie millimeterweise die Kamera nach vorne oder hinten bewegen. So fein reagiert der Schärfering nicht.

» Nahlinsen

Schärfetipp: Wenn Sie ein Blatt ganz scharf abgebildet haben wollen, muss es auch genau parallel zur Bildsensorebene liegen. Richten Sie die Kamera genau danach aus.

Schärfetipp: Wenn Sie von einer Blüte zuerst mehrere unterschiedliche Schärfeebenen aufnehmen, können Sie danach die einzelnen Bilder zu einem Deep-Fokus-Fusion-Bild zusammenfügen. Die Blüte ist folglich von vorne bis hinten scharf abgebildet – was in Wirklichkeit mit einem Makroobjektiv unmöglich ist. » HeliconFocus – die unendliche Schärfentiefe

Schärfetipp: Bei Makrofotografie müssen Sie die Verschlusszeiten noch stärker verkürzen, da der Bildausschnitt sehr klein ist und es schneller zu einem Verwackler kommt.

Schärfetipp: Beachten Sie Naheinstellgrenze Ihrer Objektive. Befindet sich ein Motiv näher am Objektiv, kann die Kamera folglich nicht mehr scharfstellen. Sie müssen dann den Abstand zum Motiv erhöhen.

» Mit dem Unschärfe-Finder die Ursache von unscharfen Bilder herausfinden.

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DigiSpick – das praktische Handout

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