Fototechnik

Lichtstärke an Objektiven

Schaufenster, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 50 mm, 75 mm KB, 1/180s, f/1.8, ISO 200

Schaufensterfotografie mit Festbrennweite

Lichtstärke von Objektiven

Lichtstärke ist ein oft verwendeter Begriff, wenn es darum geht, wie gross die maximale Blendenöffnung eines Objektivs sein kann. In diesem Artikel zeige ich Ihnen die Vorteile lichtstarker Objektive auf. » Digitale Fotografie

nasses Kopfsteinpflaster mit Festbrennweite fotografiert - Lichtstärke
nasses Kopfsteinpflaster, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 50 mm, 75 mm KB, 1/500s, f/1.8, ISO 100

Auf dem Foto mit dem Kopfsteinpflaster kommt ein kreativer Aspekt von lichtstarken Objektiven zum Zuge: Mit 50 mm Brennweite und Blende f/1.8 können Sie perfekt mit Unschärfe und Schärfe spielen.

Die Blende – ein wichtiges Gestaltungswerkzeug

Bei Fotoapparaten wird die auf den Bildsensor oder Film fallende Lichtmenge durch die Grösse der Blendenöffnung und die Belichtungszeit in Kombination mit dem ISO-Wert geregelt. Wir nennen dies das Belichtungsdreieck. Die Blende können Sie sich wie die Pupille Ihrer Augen vorstellen: In der Dunkelheit öffnen sie sich, bei hellem Licht ziehen sie sich zusammen.

Als Lichtstärke bezeichnet man die Grösse der maximalen Öffnung eines Objektivs – auch Offenblende, Anfangsblende oder Anfangsöffnung genannt. Die Qualität eines Objektivs wird einerseits durch die Lichtstärke und andererseits durch die Qualität der Abbildung bestimmt. Eine hohe Lichtstärke ist aber nicht gleichbedeutend mit einer hohen Abbildungsqualität. Die meisten Objektive bringen ihre beste Abbildungsqualität bei zweimaligem Abblenden (Schliessen der Blende um zwei Werte: f/2.8 zu f/4 zu f/5.6).

Dezemberstimmung beim Schloss Watt im Gegenlicht
Dezemberstimmung beim Schloss Watt, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 1/60s, f/13, ISO 50

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Wie entsteht der Blendenwert?

Der Blendenwert wird folgendermassen berechnet: Brennweite geteilt durch den Durchmesser der Blendenöffnung = Blendenwert. Beispiel: 50 mm Festbrennweite geteilt durch 36 mm = Blende f/1.4.

Der Blendenwert wird als Bruch (1/1.4 oder f/1.4) oder einfach als Zahl (Blende 1.4) angegeben.

Je kleiner der Blendenwert, desto grösser die Blendenöffnung und folglich desto besser die Lichtstärke.

Die meisten Hobbyfotografen arbeiten mit einem Zoom-Objektiv, welches als Kit-Objektiv beim Kauf des Kamerabodys dabei ist. Im Gegensatz zu einer Festbrennweite haben Zoom-Objektive oft eine variable Offenblende. Dabei ändert sich die Offenblende mit dem Ändern der Brennweite.

Beispiel: Nikkor f/3.5-5.6 18-105 mm. Bei diesem Reisezoom (Reiseobjektiv) steht Ihnen die Blende f/3.5 nur in der Weitwinkelstellung von 18 mm zur Verfügung. Für die Brennweite 105 mm beträgt die Offenblende nur noch f/5.6.

Hochpreisige Zoom-Objektive haben nicht selten eine gleichbleibende Offenblende, wie zum Beispiel das Sigma f/2.8 70-200 mm – Zoom. Hier bleibt die Offenblende über den gesamten Brennweitenbereich von 70 bis 200 mm gleich. Solche Zoom-Objektive sind dafür aber teuer und deutlich schwerer.

Da die meisten Objektive die optimale Schärfeleistung 2-3 Stufen abgeblendet erreichen, müssen Sie mit Werten zwischen f/8 und f/11 arbeiten. Das braucht schon eine ganze Menge Licht.

Wenn Sie ein lichtstarkes Objektiv verwenden, erreichen Sie schon mit Blende f/4 eine gute Schärfeleistung und können somit auch bei schwachem Licht fotografieren.

Schaufensterauslage mit Festbrennweite 50 mm fotografiert - Lichtstärke
Schaufensterauslage, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 50 mm, 75 mm KB, 1/15s, f/4, ISO 280

» Nahaufnahmen

» Makrofotografie

Hohe Lichtstärke

Von einer hohen Lichtstärke spricht man in der Regel – zum Beispiel bei 50 mm-Objektiven – von f/1.2-f/1.8, bei Zoom-Objektiven von f/2.8.

Vorteile:
  • Lichtstarkes Objektiv lässt viel Licht hinein
  • bei schlechten Lichtverhältnissen, kurze Verschlusszeiten, scharfe Fotos, helle, ausgewogene Aufnahmen
  • Sportfotografie: Statt mit Offenblende f/5.6 und 1/125s fotografieren Sie mit f/2.8 und 1/500s. Die Schärfentiefe wird dadurch aber auch kleiner und muss sehr exakt ermittelt werden.
  • mit der Schärfentiefe spielen
  • zum Freistellen von Motiven geeignet (aber von der Sensorgrösse abhängig)
  • helleres Sucherbild hilft, die Schärfe korrekt einzustellen
  • Perfekt für Portraits (Schärfentiefe auf Gesicht, Augen begrenzt)
  • Available Light: Statt mit Blende f/4 und 1/8s können Sie mit Blende f/1.8 eine kürzere Verschlusszeit von 1/30s erreichen oder aber den ISO-Wert von 1600 auf ISO 400 senken.
Nachteile:
  • deutlich teurere Objektive als weniger lichtstarke
  • Durch die Bauart folglich meist grösser und schwerer
  • geringe Schärfentiefe bei Offenblende erfordert jedoch sehr exaktes Fokussieren
  • in der Regel grössere Filterdurchmesser, – allenfalls höhere Folge-Kosten für Filter

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Praxistipp

  • Wenn Sie die Kontrolle über die Blende behalten wollen, verwenden Sie die Zeitautomatik (bei Nikon A) an Ihrer Kamera. So können Sie den Blendenwert vorwählen.
  • Fotografieren Sie für eine optimale Bildqualität nicht ganz mit Offenblende. Blenden Sie zwei bis drei Stufen ab, das heisst: Stellen Sie den Blendenwert deshalb höher ein (Beispiel: f/2 – f/2.8 – f/4).
  • Jedes Objektiv hat einen Blendenbereich, in welchem es die beste Qualität ausspielen kann. Ermitteln Sie den Sweet-Spot mit einer Testbildreihe.
  • Mit einem Objektiv mit grosser Lichtstärke fotografieren Sie bei schlechtem Licht noch aus der Hand.

Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook.
» eBook Digitipps.ch

Digitipps eBook Artikel 2

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