Wie entsteht ein gutes Foto? Was kann ich dazu beitragen, damit ein ausgesuchtes Motiv gut wirkt? Sie benötigen ein paar grundlegende Gestaltungsmöglichkeiten. Das Titelmotiv ist aus der Motivgruppe „abstrakte Architekturfotos„, welches einen schnellen Einstieg ermöglicht.
Der fotografische Blick – Unsere Sehgewohnheiten
In unserer Kultur folgt das Auge in Bildern der allgemeinen Leserichtung: Von links oben nach rechts unten. Daraus folgt Ihre Aufgabe, das Auge des Betrachters im Bild zu führen und vom schnellen Verlassen des Bildes zu hindern.
Unser Auge wird von Licht, starken Kontrasten, Linien geführt. Gesichter, Farbtupfer und helle Stellen ziehen das Auge magisch an. Nutzen Sie diese Erkenntnisse zum Gestalten Ihrer Bilder.
Fragen Sie sich: Wohin wandert mein Auge beim Betrachten eines Bildes? Was erregt meine Aufmerksamkeit? Üben Sie diese Aufgabe an möglichst vielen Bildern, die Sie zum Beispiel im Internet finden. So trainieren Sie Ihren fotografischen Blick und können Elemente der Bildgestaltung immer erfolgreicher umsetzen.
Tipp für das Fotografieren: Schaffen Sie sich am Ort des ausgesuchten Motivs einen Überblick. Nehmen Sie sich genügend Zeit und betrachten Sie Ihr Motiv von allen Seiten. Erst danach beurteilen Sie Ihr Motiv durch den Sucher. Das regt die Fantasie an und führt oft zu ausdrucksstarken Kompositionen.
Beim folgenden Bild mit der Aludose musste ich mich in eine ungemütlich tiefe Position knapp über dem Gehsteig einlassen. Die klappbare Live-View-Ansicht meiner Nikon D5300 ist in solchen Situationen Gold wert!
Ein Bild wird gut, wenn Sie alles Unwesentliche weglassen können. Dazu gehört auch ein ruhiger Hintergrund. Unser Auge kann nicht gleichzeitig auf einen Nah- und Fernpunkt fokussieren.
Wenn Sie zu viel auf Ihr Bild packen, hüpft das Auge von Punkt zu Punkt und kommt nicht zum Verweilen. Der Betrachter weiss gar nicht, was der Fotograf überhaupt ablichten und zeigen wollte. Das Bild wirkt unruhig. Reduzieren Sie das Bild auf das Wesentliche. Alles andere – Störende – müssen Sie aus dem Bildausschnitt entfernen. Weniger ist mehr!
Zeigen Sie nicht alles. Schneiden Sie Motive an. Unser Gehirn versucht dann, das Bild zu ergänzen und das Auge verweilt. Aber werden Sie nicht zu rigoros: Ein Bild, welches der Betrachter nicht einordnen kann, schreckt unter Umständen ab.
Motive, die so angeschnitten sind, dass unser Auge den Rest wieder ergänzen kann, werden als interessant wahrgenommen.
Mit Unschärfe gestalten – Wie entsteht ein gutes Foto?
Das funktioniert auch, wenn Sie Ihr Bild durch Unschärfe verfremden. Das Sigma f/2.8 70-200 mm-Objektiv weist eine sehr schöne Unschärfe aus – Bokeh-Effekt – und macht aus einem Motiv, welches scharf fotografiert sicher auch gewirkt hätte, eine magische Aufnahme. Fesselnde Aufnahmen müssen nicht gestochen scharf sein. Regeln oder Gestaltungsempfehlungen können Sie brechen. Machen Sie das auch!
Gleich- oder regelmässig angeordnete Motive haben einen besonderen Reiz. Muster können Sie mit Unregelmässigkeiten unterbrechen und bringen damit einen Kontrast ins Bild.
Unendliche Mengen
Wie entsteht ein gutes Foto? Mit einer anderen Technik können Sie unendliche Mengen vortäuschen: Schneiden Sie den Bildausschnitt so zu, dass rechts und links, eventuell sogar vorne und hinten das Muster, welches sich wiederholt, angeschnitten wird. Unsere Augen sehen damit eine unendliche Menge, weil sie das Fehlende ergänzen – auch wenn das in Wirklichkeit gar nicht so ist.
Das folgende Bild zeigt Perlen auf einer exklusiven Handtasche in einem Schaufenster. Es täuscht uns eine Fläche vor, die noch viel grösser als abgebildet scheint. Und dies nur, weil die Perlen in allen vier Richtungen aus dem Bild laufen. » Schaufensterfotografien
Verdichten mit langen Brennweiten
Beim folgenden Bild hätte ich die beiden Hochhäuser als Ganzes fotografieren können. Durch den begrenzten Ausschnitt stellen wir uns die Fassade riesig vor. Die Spiegelung in der Fenster-Fassade ist verzerrt – aber Sie erkennen sofort das Nachbargebäude. Da ich eine lange Brennweite verwendete, wird das Bild noch verdichtet.
Unschärfe – Schärfe
Unsere Augen haben grosse Mühe mit einem scharfen Hintergrund. Das irritiert uns und lenkt vom ebenfalls scharfen Motiv ab. Während unsere Augen in Wirklichkeit das ausblenden, was wir nicht sehen möchten, kommt im fotografierten Bild diese Möglichkeit nicht in Frage. Das Problem müssen Sie technisch durch das Verringern der Schärfentiefe oder durch andere Freistellungsmethoden lösen.
Ein unscharfer Hintergrund muss nicht einfach Beilage sein: Sie können damit auch ansatzweise zeigen, was sich dahinter verbirgt und zum scharf abgebildeten Motiv passt. Die Schärfe des Hintergrundes können Sie mit der Blende (grosse Blendenöffnung, kleiner Blendenwert wie f/2.8), mit der Brennweite (je grösser, desto einfacher) oder mit der Distanz Kamera-Motiv-Hintergrund steuern.
Ist der Hintergrund völlig unwichtig, machen Sie ihn auch möglichst unscharf und unbedeutend.
Regeln brechen
Wie entsteht ein gutes Fotos? Regeln helfen Ihnen, Ihre Bildgestaltung zu optimieren. Aber es gibt nichts Langweiligeres, als sich immer an die Regeln zu halten.
Brechen Sie immer mal wieder Regeln. Das kann überraschen!
Kippen Sie einmal einen Horizont. Lassen Sie eine Treppe waagrecht stehen. Der Betrachter guckt das Bild an und überlegt, was ihn hier irritiert – und schon verweilt sein Auge im Bild. Was wollen Sie mehr?
Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook. » eBook Digitipps.ch
Wie entsteht ein gutes Foto? Was kann ich dazu beitragen, damit ein ausgesuchtes Motiv gut wirkt? Sie benötigen ein paar grundlegende Gestaltungsmöglichkeiten. Das Titelmotiv ist aus der Motivgruppe „abstrakte Architekturfotos„, welches einen schnellen Einstieg ermöglicht.
Der fotografische Blick – Unsere Sehgewohnheiten
In unserer Kultur folgt das Auge in Bildern der allgemeinen Leserichtung: Von links oben nach rechts unten. Daraus folgt Ihre Aufgabe, das Auge des Betrachters im Bild zu führen und vom schnellen Verlassen des Bildes zu hindern.
Unser Auge wird von Licht, starken Kontrasten, Linien geführt. Gesichter, Farbtupfer und helle Stellen ziehen das Auge magisch an. Nutzen Sie diese Erkenntnisse zum Gestalten Ihrer Bilder.
Fragen Sie sich: Wohin wandert mein Auge beim Betrachten eines Bildes? Was erregt meine Aufmerksamkeit? Üben Sie diese Aufgabe an möglichst vielen Bildern, die Sie zum Beispiel im Internet finden. So trainieren Sie Ihren fotografischen Blick und können Elemente der Bildgestaltung immer erfolgreicher umsetzen.
Tipp für das Fotografieren: Schaffen Sie sich am Ort des ausgesuchten Motivs einen Überblick. Nehmen Sie sich genügend Zeit und betrachten Sie Ihr Motiv von allen Seiten. Erst danach beurteilen Sie Ihr Motiv durch den Sucher. Das regt die Fantasie an und führt oft zu ausdrucksstarken Kompositionen.
Beim folgenden Bild mit der Aludose musste ich mich in eine ungemütlich tiefe Position knapp über dem Gehsteig einlassen. Die klappbare Live-View-Ansicht meiner Nikon D5300 ist in solchen Situationen Gold wert!
» PhotoPills – die mächtige App für alle, die fotografieren
Weniger ist mehr – Mut zur Lücke
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. (Antoine de Saint-Exupéry)
Ein Bild wird gut, wenn Sie alles Unwesentliche weglassen können. Dazu gehört auch ein ruhiger Hintergrund. Unser Auge kann nicht gleichzeitig auf einen Nah- und Fernpunkt fokussieren.
Wenn Sie zu viel auf Ihr Bild packen, hüpft das Auge von Punkt zu Punkt und kommt nicht zum Verweilen. Der Betrachter weiss gar nicht, was der Fotograf überhaupt ablichten und zeigen wollte. Das Bild wirkt unruhig. Reduzieren Sie das Bild auf das Wesentliche. Alles andere – Störende – müssen Sie aus dem Bildausschnitt entfernen. Weniger ist mehr!
Zeigen Sie nicht alles. Schneiden Sie Motive an. Unser Gehirn versucht dann, das Bild zu ergänzen und das Auge verweilt. Aber werden Sie nicht zu rigoros: Ein Bild, welches der Betrachter nicht einordnen kann, schreckt unter Umständen ab.
Motive, die so angeschnitten sind, dass unser Auge den Rest wieder ergänzen kann, werden als interessant wahrgenommen.
» Der richtige Bildausschnitt
Mit Unschärfe gestalten – Wie entsteht ein gutes Foto?
Das funktioniert auch, wenn Sie Ihr Bild durch Unschärfe verfremden. Das Sigma f/2.8 70-200 mm-Objektiv weist eine sehr schöne Unschärfe aus – Bokeh-Effekt – und macht aus einem Motiv, welches scharf fotografiert sicher auch gewirkt hätte, eine magische Aufnahme. Fesselnde Aufnahmen müssen nicht gestochen scharf sein. Regeln oder Gestaltungsempfehlungen können Sie brechen. Machen Sie das auch!
» Fotokurs für Kinder – Teil 1
Muster und Strukturen
Gleich- oder regelmässig angeordnete Motive haben einen besonderen Reiz. Muster können Sie mit Unregelmässigkeiten unterbrechen und bringen damit einen Kontrast ins Bild.
Unendliche Mengen
Wie entsteht ein gutes Foto? Mit einer anderen Technik können Sie unendliche Mengen vortäuschen: Schneiden Sie den Bildausschnitt so zu, dass rechts und links, eventuell sogar vorne und hinten das Muster, welches sich wiederholt, angeschnitten wird. Unsere Augen sehen damit eine unendliche Menge, weil sie das Fehlende ergänzen – auch wenn das in Wirklichkeit gar nicht so ist.
Das folgende Bild zeigt Perlen auf einer exklusiven Handtasche in einem Schaufenster. Es täuscht uns eine Fläche vor, die noch viel grösser als abgebildet scheint. Und dies nur, weil die Perlen in allen vier Richtungen aus dem Bild laufen. » Schaufensterfotografien
Verdichten mit langen Brennweiten
Beim folgenden Bild hätte ich die beiden Hochhäuser als Ganzes fotografieren können. Durch den begrenzten Ausschnitt stellen wir uns die Fassade riesig vor. Die Spiegelung in der Fenster-Fassade ist verzerrt – aber Sie erkennen sofort das Nachbargebäude. Da ich eine lange Brennweite verwendete, wird das Bild noch verdichtet.
Unschärfe – Schärfe
Unsere Augen haben grosse Mühe mit einem scharfen Hintergrund. Das irritiert uns und lenkt vom ebenfalls scharfen Motiv ab. Während unsere Augen in Wirklichkeit das ausblenden, was wir nicht sehen möchten, kommt im fotografierten Bild diese Möglichkeit nicht in Frage. Das Problem müssen Sie technisch durch das Verringern der Schärfentiefe oder durch andere Freistellungsmethoden lösen.
Ein unscharfer Hintergrund muss nicht einfach Beilage sein: Sie können damit auch ansatzweise zeigen, was sich dahinter verbirgt und zum scharf abgebildeten Motiv passt. Die Schärfe des Hintergrundes können Sie mit der Blende (grosse Blendenöffnung, kleiner Blendenwert wie f/2.8), mit der Brennweite (je grösser, desto einfacher) oder mit der Distanz Kamera-Motiv-Hintergrund steuern.
Ist der Hintergrund völlig unwichtig, machen Sie ihn auch möglichst unscharf und unbedeutend.
Regeln brechen
Wie entsteht ein gutes Fotos? Regeln helfen Ihnen, Ihre Bildgestaltung zu optimieren. Aber es gibt nichts Langweiligeres, als sich immer an die Regeln zu halten.
Brechen Sie immer mal wieder Regeln. Das kann überraschen!
Kippen Sie einmal einen Horizont. Lassen Sie eine Treppe waagrecht stehen. Der Betrachter guckt das Bild an und überlegt, was ihn hier irritiert – und schon verweilt sein Auge im Bild. Was wollen Sie mehr?
Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook.
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» Geringe Schärfentiefe als Gestaltungselement
» Der richtige Bildausschnitt
» Abstrakte Architekturfotos
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