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Besser fotografieren lernen

Industriehinterhof, Nikon D7000, Nikkor f/3.5-5.6 18-105 mm, 72 mm KB, 1/250s, f/8, ISO 100

Farbe ins Spiel bringen - Industriequartier

Sie wollen besser fotografieren lernen? Dann sind Sie hier richtig. Ich zeige Ihnen in diesem Artikel die wichtigsten Dinge, die Sie zum Fotografieren brauchen und wie Sie bessere Bilder erzielen können.

Besser Fotografieren lernen – Fotografie für Anfänger

Fotografieren ist ein tolles Hobby, in welchem Sie Ihre Kreativität entwickeln und ausleben können. Ein Hobby, welches kein schlechtes Wetter kennt und welches Sie zu jeder Zeit ausüben können. Auf dem Fotospaziergang können Sie entspannen und Ihren Blick für das Besondere schulen. Denn auf guten Bildern zeigt man dem Betrachter die Welt so, wie er sie mit seinen Augen noch nicht gesehen hat.

Mit Fotografieren können Sie sich selbst verwirklichen, experimentieren und immer wieder Neues lernen. Steigen Sie ein in die faszinierende Welt der Fotografie.

» Retro-Feeling: Mit der Lochkamera Camera obscura fotografieren

Schaufel an einem Schuppen
Baustellenidylle, Nikon D750, Nikkor f/1.8 50mm, 1/125s, f/3.3, ISO360

Bevor Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen, müssen Sie sich mit einigen technischen Begriffen herumschlagen. Wenn Sie die Kameratechniken beherrschen, können Sie damit gezielt in die Bildgestaltung eingreifen und machen so den Unterschied zur Schnappschussfotografie.

» Belichtungsmessmethoden

Die drei Basiswerte der Fotografie

Wenn Sie auf den Auslöser drücken, nimmt die Kamera ein Bild auf. Damit dieses korrekt belichtet – also weder zu hell noch zu dunkel – wird, kümmern sich drei Komponenten in Teamarbeit darum:

Die Kombination von Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert nennen wir Belichtungsdreieck.

Die Blende oder Blenden̦ffnung Рbesser Fotografieren lernen

  • Die Blende regelt durch Lamellen, wie gross die Lichtöffnung ist. Je grösser die Öffnung, desto mehr Licht kann pro Zeiteinheit auf den Bildsensor (oder das Negativ) fallen. Die Blende wird mit dem Wert f/1.8, f1.8 oder einfach Blende 1.8 bezeichnet. Blende f/1.8 ist eine grosse Öffnung, Blende f/16 ist eine sehr kleine Öffnung.
  • Jeder Schritt von einem zum nächsten ganzen Blendenwert (aufsteigende Zahlen) lässt halb so viel Licht auf den Sensor fallen. Ganze Blendenwerte sind: f/1.4, f/2, f/2.8, f/4, f/5.6, f/8, f/11, f/16, f/22…

» Mehr über die Blende erfahren

Motive isolieren mit Offenblende - Skulptur mit Vogel
Bronzefigur an Wochenmarkt in Locarno, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 195 mm KB, 1/500s, f/2.8, ISO 400

Verschlusszeit – Fotografieren lernen

  • Die Verschlusszeit definiert, wie lange Licht durch die Blende fällt. Ist die Blendenöffnung gross, bleibt der Verschluss nur kurz offen, ist die Öffnung klein, muss er länger offenbleiben, damit die gleiche Menge Licht auf den Sensor fällt. Sie können das mit einem Wasserbecken vergleichen: Bei einem grösseren Rohrdurchmesser (grössere Blende) ist das Becken schneller voll als mit einem kleinen (kleinere Blendenöffnung). Wenn wenig Licht vorhanden ist, müssen Sie das Licht länger sammeln.
  • Jeder Schritt zum nächsten Wert lässt halb so viel Licht auf den Sensor fallen:
  • …1/2s, 1/4s, 1/8s, 1/15s, 1/30s, 1/60s, 1/125s, 1/250s, 1/500s, 1/1000s…

» Mehr über die Verschlusszeit erfahren

ISO-Wert: Die Empfindlichkeit – Fotografieren lernen

Die dritte Komponente, die ISO-Empfindlichkeit, regelt den Druck der Wasserleitung. Ist der Wasserdruck (die ISO-Empfindlichkeit) bei gleichem Rohrdurchmesser (Blendenöffnung) grösser, ist das Becken schneller gefüllt (kürzere Verschlusszeit). Wenn Sie den ISO-Wert erhöhen, werden die Signale des Bildsensors verstärkt und Sie können auch noch bei schlechtem Licht Aufnahmen machen. Je nach Qualität des Bildsensors entstehen aber farbige Störsignale, das sogenannte Bildrauschen.

Wolf im Dickicht - richtig fotografieren
Wolf im Dickicht, Nikon D750, Sigma f/5.3-6 150-600 mm, 1/500s, f/6.7, ISO 2000, Einbeinstativ

Das Belichtungsdreieck

  • Oben erwähnte ich, dass Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert im Team zusammenarbeiten. Man bezeichnet das als Belichtungsdreieck. Jede Änderung eines Wertes hat Auswirkung auf die Gesamtbelichtung – und damit auf die anderen beiden Werte. Ziel ist es, das Bild richtig zu belichten.
  • Die Automatik ermittelt eine Blende von f/11 bei 1/125s Verschlusszeit und ISO 100. Wenn ich den ISO-Wert um eine Stufe auf ISO 200 erhöhen, verdoppelt der Sensor seine Empfindlichkeit, als würde doppelt so viel Licht einfallen. Ich muss also die Blende um eine Stufe von f/11 auf f/16 schliessen ODER die Verschlusszeit von 1/125s auf 1/250s verkürzen. Bei jeder Variante wird die Lichtmenge wieder halbiert und das Bild gleich korrekt belichtet.
  • Wenn Sie mit der Programmautomatik fotografieren – Einstellung P am Funktionswählrad -, sucht die Kameraelektronik selbständig passende Werte. Mit einer „Wippe“ können Sie – je nach Kameramodell – entscheiden, ob Sie lieber das „Gespann“ f/8 und 1/60s oder f/2 und 1/1000s nehmen möchten.
  • Sie werden aber bald einmal die Kontrolle über die physikalischen Gesetze der Fotografie übernehmen wollen und damit die Bilder kreativ gestalten. Deshalb gehe ich nun in der Theorie noch einen kleinen Schritt tiefer.

» Mehr über das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert erfahren

Absperrgitter auf der Piazza Grande Locarno -besser Fotografieren lernen
Absperrgitter, Nikon D5300, Sigma Micro f/2.8 105 mm, 157 mm KB, 1/350s, f/4, ISO 640

Blende kreativ einsetzen

Die Blendenöffnung bestimmt die Menge Licht, welche pro Zeiteinheit auf den Sensor fällt. Mit der Blendeneinstellung können Sie sehr kreativ werden. Eine grosse Blendenöffnung führt zu einer kleinen Schärfentiefe. Damit ist der Bereich gemeint, der vor und hinter der scharf gestellten Ebene noch scharf abgebildet wird. Ideal, um ein Motiv vor einem unruhigen Hintergrund zu isolieren. Schliessen Sie die Blende stärker, zum Beispiel auf f/11, so erreichen Sie eine grosse Schärfentiefe. Eine Landschaft erscheint – vorausgesetzt Sie haben auf den richtigen Punkt fokussiert – vom Vorder- über den Mittel- bis zum Hintergrund akzeptabel scharf.

Wenn Ihnen die Schärfentiefe wichtiger ist, wählen Sie am Funktionswählrad Ihrer Kamera das Programm Zeitautomatik A oder Av aus. Ich arbeite zu 95% mit dieser Einstellung. Sie können aber auch mit der Programmautomatik P arbeiten und mit der Wippe am Drehrad eine für Sie optimale Kombination aussuchen: 1/125s bei Blende f/11, 1/250s bei Blende f/8, 1/1000s bei Blende f/4, 1/2000s bei Blende f/2.8 usw.

» Belichtungssteuerung – die Ãœbersicht

Verschlusszeit kreativ einsetzen

Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange das Licht durch die Blendenöffnung fällt. Mit einer kurzen Verschlusszeit können Sie schnelle Bewegungen – zum Beispiel beim Sport – einfrieren. Mit einer längeren Verschlusszeit können Sie malen und zum Beispiel fahrende Autolichter als Streifen einfangen oder fliessendes Wasser und ziehende Wolken zu Wattebauschen umwandeln.

Wenn Ihnen die Verschlusszeit wichtig ist, weil sie schnelle Motive einfangen wollen, wählen Sie am Funktionswählrad Ihrer Kamera die Blendenautomatik S oder Tv.

Rollerfahrerin Mitzieheffekt
Rollerfahrerin, Nikon D7000, Sigma f/2.8-4 17-70 mm, 67 mm KB, 1/60s, f/13, ISO 100

ISO-Wert – die Empfindlichkeit

Je tiefer der ISO-Wert, desto brillanter sind die Farben und desto schärfer wird das Bild. Wenn Sie Wert auf Schärfe und Brillanz legen, lassen Sie den Wert bei ISO 100 oder 200. Fotografieren Sie bei schlechtem Wetter, müssen Sie den Wert normalerweise erhöhen. Höhere Werte führen zu schwammigen Farben, was bei Regenwetter wiederum passen kann. Sonst bleibt nur die Arbeit mit einem Stativ.

besser Fotografieren lernen - schwaches Licht
schwaches Licht, Nikon D750, Nikkor f/1.8 50 mm, 1/125s, f/1.8, ISO 450

Brennweite und Bildwinkel

Auf Ihrer Kamera, bzw. dem Objektiv finden Sie Werte in mm, zum Beispiel 18-105 mm. Damit wird die Brennweite bezeichnet. Mit einem 50 mm-Objektiv einer Kleinbildkamera erreichen Sie etwa den gleichen Bildwinkel wie mit Ihren Augen. Bei Werten darunter spricht man von Weitwinkel-Objektiven. Mit diesen bringen Sie vom gleichen Standort aus mehr auf Ihr Bild. Grössere Brennweiten begrenzen den Bildwinkel und damit den Bildausschnitt. Ich hole mir Motive näher heran.

» Mehr über Brennweiten erfahren

Da die Sensoren bei Halbformatkameras oder bei vielen Kompaktkameras kleiner sind als das frühere Kleinbildformt, wird der auch der Bildwinkel eines 50 mm-Objektivs begrenzt. Man spricht dann vom Crop-Faktor. Bei der Nikon D5300 wird ein 50 mm-Objektiv vom Bildwinkel her zu einer 75 mm-Linse. Für einen normalen Bildwinkel benötigten Sie also ein 35 mm-Objektiv und erreichen damit den gewohnten Bildwinkel (35 mm x 1.5 Crop-Faktor = 52 mm KB).

Crop Faktor: Gross das Kleinbildformat, klein das Halbformat
Crop Faktor: Gross das Kleinbildformat, klein das Halbformat

Brennweite und Verwacklungsgefahr

Warum gehört die Brennweite und der Crop-Faktor zum wichtigen Wissen für Anfänger? Weil die Brennweite auf die Verwacklungsgefahr einen grossen Einfluss hat. Für Kleinbildformat (auch Vollformat genannt) gilt die Regel, dass die Verschlusszeit mindestens dem Kehrwert der Brennweite entsprechen muss. Das bedeutet, dass Sie mit einem 200 mm-Objektiv mit mindestens 1/200s oder kürzer fotografieren sollten. Sonst könnten durch den engen Bildausschnitt Verwacklungen aufgrund der feinsten Körperbewegungen entstehen. Wenn Sie nun mit einer Halbformatkamera wie der Nikon D5300 und einer 200 mm-Brennweite fotografieren, müssen Sie den Crop-Faktor mit einrechnen: 200 mm x 1.5 (Crop-Faktor) gibt 300 mm. Die Verschlusszeit muss also 1/300s oder besser noch kürzer gewählt werden. Die Bildstabilisatoren ermöglichen Ihnen unter optimalen Umständen eine 2-3 Stufen längere Verschlusszeit aus der Hand. Das würde beim 300 mm-Objektiv bedeuten, dass Sie noch mit 1/125s fotografieren könnten. Probieren Sie das aus.

Die Brennweite bestimmt den Bildwinkel. Je grösser die Zahl der Brennweite, desto enger der Bildwinkel. Mehr dazu im Artikel Bildwinkel und Brennweite.

Fotografieren lernen - Motive finden
Schattenspiel, Nikon D750, Sigma f/2.8 70-200 mm, 120 mm KB, 1/750s, f/5.6, ISO 200

» Fotografieren im Urlaub

Stürzende Linien

Wenn Sie die Kamera nach oben halten, um ein Bauwerk zu fotografieren, entstehen aufgrund der Verzerrung stürzende Linien, die nach oben spitz zulaufen. Um das zu verhindern, können Sie den Abstand zum Motiv vergrössern. Wichtig ist, dass Sie die stürzenden Linien vermeiden oder in Extremform verwenden. Nur leicht nach oben zulaufende Linien wirken meist störend und können in einem Bearbeitungs-Programm korrigiert werden.

stürzende Linien - Neumarkt St Gallen
stürzende Linien – Neumarkt St Gallen, Sony RX100iv, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 30 mm KB, 1/500s, f/4.5, ISO 125

Besuchen Sie einen Ort immer wieder – besser fotografieren lernen

Gehen Sie immer zum Fotografieren an den gleichen Ort zurück. Sie werden überrascht sein, wie Sie damit Neues entdecken können. Zu einer anderen Tageszeit wirken die Schatten anders, das Licht bringt neue Motive hervor. Zuvor waren Sie bereits an diesem Ort, haben lohnenswerte Motive gefunden, mit diesen Erfahrungen gesammelt und neue Ideen kreiert. Nehmen Sie eine andere Brennweite mit. Ein regelmässiger Besuch ist ein wichtiger Garant, um besser fotografieren zu lernen.

Gelb umrandetes Fenster als Farbtupfer
Farbtupfer in der Altstadt, Nikon D5600, Nikkor f/2.8 24 mm, 36 mm KB, 1/60s, f/8, ISO 125

Und nun los: Fotografieren und ausprobieren

Nun haben Sie einige wichtige technische Dinge gelernt, die Ihnen helfen, Einfluss auf die Bildgestaltung zu nehmen. Ich habe das hier bewusst einfach gehalten, weil Sie sich bei jedem Begriff auf digitipps.ch selbst noch weiter vertiefen können. » Der goldene Schnitt

Nun probieren Sie aus. Fotografieren Sie viel. Experimentieren und lernen Sie dabei. Sie werden sehen: Fotografieren macht Spass. Und wenn Sie Herr der Technik sind – noch viel mehr!

Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook.
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