Landschaftsfotografie stellt man sich sehr einfach vor. Um ausdrucksstarke Bilder zu bekommen, müssen Sie sich im Bereich Technik und Gestaltung gut auskennen. Die Tiefenwirkung, welche die Landschaftsfotografie attraktiv macht, geht oft beim Fotografieren verloren: Die dreidimensionale Landschaft wird zweidimensional auf den Bildsensor oder das Negativ gebannt. Deshalb müssen Sie sich bewusst mit den Bildelementen auseinandersetzten, um wieder Tiefe und Weite ins Bild zu bringen. Wenn Sie bei Wetterwechseln oder in den frühen Morgen- und späten Abendstunden fotografieren, herrscht ein sehr grosser Dynamikumfang zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Bild. Das schaffen die Bildsensoren nicht und Sie sind enttäuscht, weil das digitale Bild sich von Ihrem Eindruck vor Ort stark unterscheidet.
Packen Sie diese Herausforderungen an und erhöhen Sie damit die Chancen, dass Ihr Werk nicht nur einen flüchtigen Blick bekommt.
Den DigiSpick – ein PDF zum Ausdrucken – finden Sie am Ende des Artikels.
Damit Sie flexibel sind, empfehle ich Ihnen eine System- oder Spiegelreflexkamera mit wechselbaren Objektiven. Die Kamera sollte eine manuelle Fokussierung ermöglichen und im Programm-Modus M (manuelle Blenden- und Verschlusszeiten-Einstellungen) arbeiten können. » Im manuellen Modus fotografieren
Für einen Grossteil der Landschaftsaufnahmen werden Sie mit einem Weitwinkelobjektiv gut bedient sein. Mit einer Brennweite von 15 bis 20 mm wird die Landschaft gestreckt, folglich wirkt die Tiefendimension stark.
Mit einem Teleobjektiv und langer Brennweite können Sie den Fokus auf Details setzen und deshalb Teile der Landschaft verdichten. Der Vorder- und Hintergrund rücken optisch zusammen. Häufiges Sujet: Hügellandschaften mit Nebel oder Nachtaufnahmen von Teilen einer Stadt. Sie lenken den Blick des Betrachters auf einen ausgesuchten Ausschnitt der Landschaft.
Wenn Sie bei Sonnenschein fotografieren, peppen Sie den Himmel mit einem Polfilter auf und geben allfälligen Wolkenbildern Tiefe. Dadurch wird das Grün der Landschaft intensiver. Zudem können Reflexionen auf nicht metallischen Flächen (See, Fenster…) reduziert werden.
Die Streulichtblende am Objektiv ist Pflicht und verhindert oder minimiert dadurch Lichtreflexionen von starken Lichtquellen.
Wenn Sie auf höchste Qualität aus sind, ist folglich ein Stativ Pflicht. Es ist zwar umständlich, aber Sie erreichen mit kleinen Blendenöffnungen (f/8-f/16) und tiefem ISO-Wert die besten Ergebnisse.
Mit einem Stativ können Sie den Ausschnitt viel genauer bestimmen und den Horizont mit der Wasserwaage geraderichten.
Wenn Sie Ihre Kamera auf einer unebenen Fläche stabil aufstellen wollen, erweist ein Bohnensack sehr gute Dienste.
Fernauslöser oder als Alternative den Selbstauslöser verwenden.
Grauverlaufsfilter waren in der analogen Fotografie weit verbreitet. Darauf können Sie verzichten. In Bildbearbeitungsprogrammen können Sie diesen Effekt in allen Variationen auf das geknipste Bild anwenden. Beispiel: Verlaufsfilter in Lightroom.
Kameraeinstellungen Landschaftsfotografie
Stellen Sie den ISO-Wert bei der Landschaftsfotografie auf eine möglichst tiefe Stufe. Die Farben werden demnach intensiver, die Schärfe knackiger.
Wenn Sie mit einer Kompaktkamera fotografieren oder die Einstellungen nicht selber vornehmen möchten, wählen Sie das MotivprogrammLandschaften. Die Kamera nimmt die nötigen Einstellungen automatisch vor. Bei Schnee oder am Strand wählen Sie das Programm Strand / Schnee.
Fotografieren Sie im RAW-Format (digitales Negativ). Die Bilddaten werden von der Kamera nicht verrechnet und komprimiert, weshalb Sie mit dem RAW-Konverter (zum Beispiel Photoshop Lightroom, kameraeigene Entwickler) verlustfrei diverse Korrekturen vornehmen können. Zudem profitieren Sie von einem deutlich höheren Dynamikumfang. » Dynamikumfang messen
Stellen Sie den Weissabgleich bei Sonnenschein und bei bewölktem Himmel manuell auf die entsprechende Einstellung. Alternative: Weissabgleich auf Automatik. Wenn Sie im RAW-Format fotografieren, können Sie diese Einstellung am PC nach Wunsch vornehmen.
Objektive erreichen ihre beste Abbildungsleistung im Sweet Spot, welcher meist im Bereich von Blende f/5.6 bis f/11 liegt. Testen Sie Ihre Objektive mit einem Testbild. So wissen Sie demzufolge, welche Blende die grösste Qualität liefert. Auf jeden Fall sollten Sie um zwei Stufen abblenden. Grösste Objektivblende: f/2.8. Zweifach abblenden auf f/4 und f/5.6.
Stellen Sie – wenn das möglich ist – manuell scharf. Wenn Sie bei der Landschaftsfotografie von Vorder- bis Hintergrund scharf haben möchten, wählen Sie eine kleine Blende (f/11, f/16) und fokussieren auf die hyperfokale Distanz. Tönt kompliziert – ist aber relativ einfach.
Vermeiden Sie, die Blende ganz zu schliessen (zum Beispiel f/32). Die Beugungsunschärfe nimmt zu. Testen Sie das mit Ihren Objektiven aus. Je nach Qualität und Bauart macht es beinahe nichts aus – oder eine deutliche Unschärfe ist zu erkennen.
Wenn Sie Landschaften in der Nacht oder mit langen Verschlusszeiten aufnehmen wollen, finden Sie unter Langezeitbelichtungen nützliche Zusatztipps.
Bei Aufnahmen mit hellen Motiven (Schneelandschaft, Strand, heller Sand) müssen Sie unter Umständen eine Belichtungskorrektur um + 1 bis 2 EV vornehmen. Überprüfen Sie die Ergebnisse am Display der Kamera.
Suchen Sie sich ein Hauptmotiv aus und überlegen Sie sich, warum genau dieses Motiv Sie fasziniert.
Wenn Sie mit einem Normal- oder Weitwinkelobjektiv fotografieren, so suchen Sie sich einen spannenden Vordergrund: Ein Zaun, eine Mauer, Steine usw. Das gibt dem Bild eine gewisse Tiefenwirkung.
Versuchen Sie Ihr Bild einzurahmen. Fotografieren Sie unter einem Baum (mit von oben ins Bild hängenden Ästen), unter einem Torbogen, unter einer Brücke hindurch. Vergleichen Sie die Bildwirkung mit und ohne Rahmen!
Mit Linien können Sie den Blick des Betrachters lenken: Zäune, lange Strassen und Wege, Trampelpfade, Leitungen, lange Brücken, Linien von Hügeln oder Bergketten, Hecken, Mittellinien… Damit können sie Tiefenwirkung erzeugen.
Achten Sie auf die Drittel-Regel oder den Goldenen Schnitt. Setzten Sie das wichtigste Motiv auf eine der Drittellinien. Oder brechen Sie die Regel bewusst und schaffen Sie stattessen eine besondere Aufteilung, die zum Motiv passt.
Knipsen Sie nicht gleich los. Verändern Sie die Perspektive und den Standort. Gehen Sie ein paar Schritte nach hinten, nach links, nach rechts, nach vorne. Gibt es einen noch besseren Ausschnitt? Manchmal braucht es Zeit, den Augen auf die Sprünge zu helfen.
Polfilter entfalten die beste Wirkung, wenn Sie im 90-Grad-Winkel zur Sonne fotografieren.
Getrauen Sie sich auch einmal, gegen die Sonne zu fotografieren. Wenn Sie eine kleine Blende (z.B. f/16) verwenden, entsteht durch die Lichtbrechung ein sogenannter Blendenstern. Die Sonne wirft dann Lichtstrahlen über das Bild.
Stellen Sie manuell scharf. Folglich haben Sie die volle Kontrolle über die Schärfentiefe. Ideal ist die hyperfokale Distanz. Dann haben Sie eine fast unendliche Schärfentiefe.
Grundlegende und ausführliche Tipps zur Bildgestaltung finden Sie zudem im Artikel den fotografischen Blick schulen.
Praxistipps Landschaften fotografieren
Beachten Sie die verändernden Lichtstimmungen bei wechselhaftem Wetter oder in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden (Goldene Stunde). Innerhalb von Minuten kann sich die Stimmung komplett ändern. Tolle Bilder gibt es in der Blauen Stunde. Das Wetter gestaltet Landschaften!
Für tolle Landschaftsbilder müssen Sie früh aufstehen, damit Sie schon bei Tagesanbruch an Ihrem Wunschort sind und die tollen Lichtstimmungen des Morgens nicht verpassen. » Licht im Tagesverlauf
Bei sehr hohen Kontrasten (Gegenlichtaufnahme, Schatten / Sonne) lohnen sich mehrere Aufnahmen – am besten mit dem Stativ – in unterschiedlichen Belichtungen (+ 2 EV, normal, – 2 EV). So haben Sie auf einer Aufnahme die Wolkenbilder korrekt belichtet, auf einer anderen die Landschaft, auf der dritten den Vordergrund. Die Bilder lassen sich am Computer mit einem speziellen Programm (zum Beispiel Photomatix PRO) zu einem tollen HDR-Bild kombinieren. HDR: High Dynamic Range – Bild mit hohem Kontrastumfang.
Falls Sie beim Landschaften fotografieren mit dem Stativ arbeiten: Knipsen Sie zuerst das gewünschte Bild ohne Stativ und begutachten es am Display Ihrer Kamera. Stellen Sie das Stativ erst auf, wenn Sie den perfekten Aufnahmeplatz gefunden haben. Das spart Ihnen Zeit und Arbeit.
Bringen Sie beim Landschaften fotografieren nicht alles auf Ihr Bild? Nehmen Sie im Hoch- oder Querformat mehrere Bilder auf, die sich zu 40 bis 50% überlappen und erstellen Sie davon eine Panoramaaufnahme.
Sobald der Horizont das auffallendste Element im Bild ist, kommt seiner Positionierung eine grosse Bedeutung zu. Mit der horizontalen Linie wird das Bild in zwei Flächen unterteilt. Je nachdem, welche der beiden Flächen – oberhalb und unterhalb der Horizontlinie – für die Bildgestaltung wichtiger ist, so muss sie auch entsprechend Platz einnehmen können, bzw. bekommen. Ist der Himmel dominierender, so legen Sie die Horizontlinie an die untere Drittellinie, dominiert die Landschaft, an die obere.
Im unteren Bild – Nachtaufnahme von Locarno – ist die Struktur der Stadt mit ihren Strassen wichtig. Der Horizont mit dem spiegelnden Ufer auf der anderen Seite des Lago Maggiore liegt im obersten Teil des Bildes.
Fixe Regeln zur Positionierung des Horizontes gibt es nicht. Probieren Sie es einfach aus und machen Sie unterschiedliche Aufnahmen mit unterschiedlichen Horizont-Positionen. Schauen Sie sich zuhause am Computer in Ruhe die Wirkung der Bilder an und entscheiden Sie sich intuitiv für das passende Bild. » Horizont mit GIMP korrigieren
Beleuchtung und Lichtstimmung in der Landschaftsfotografie
Der Lichtquelle kommt bei der Landschaftsfotografie eine grosse Bedeutung zu. Oft entscheidet sie zwischen gelungenen oder misslungenen Bild:
Fotos, die Sie um die Mittagszeit bei hochstehender Sonne schiessen, wirken oft flau und flach. Das hat damit zu tun, dass das Licht beinahe direkt von oben kommt und demzufolge geringe Schatten aufweist.
Wenn Sie am frühen Morgen oder am Abend – in der goldenen Stunde – (oder bei tiefstehender Sonne im Winter) fotografieren, wirkt das Licht viel kräftiger und die Schatten sorgen darüber hinaus für eine besondere Dynamik im Bild.
Besonders tolle Landschaftsfotografien gelingen Ihnen kurz nach einer Regenzone, wenn die noch dunklen Wolken am Himmel hängen. Der Regen im Hintergrund legt einen Vorhang über den Horizont und die Landschaft leuchtet zudem in intensiven Farben .
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Landschaftsfotografie stellt man sich sehr einfach vor. Um ausdrucksstarke Bilder zu bekommen, müssen Sie sich im Bereich Technik und Gestaltung gut auskennen. Die Tiefenwirkung, welche die Landschaftsfotografie attraktiv macht, geht oft beim Fotografieren verloren: Die dreidimensionale Landschaft wird zweidimensional auf den Bildsensor oder das Negativ gebannt. Deshalb müssen Sie sich bewusst mit den Bildelementen auseinandersetzten, um wieder Tiefe und Weite ins Bild zu bringen. Wenn Sie bei Wetterwechseln oder in den frühen Morgen- und späten Abendstunden fotografieren, herrscht ein sehr grosser Dynamikumfang zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Bild. Das schaffen die Bildsensoren nicht und Sie sind enttäuscht, weil das digitale Bild sich von Ihrem Eindruck vor Ort stark unterscheidet.
Packen Sie diese Herausforderungen an und erhöhen Sie damit die Chancen, dass Ihr Werk nicht nur einen flüchtigen Blick bekommt.
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Kameraeinstellungen Landschaftsfotografie
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Die Rolle des Horizonts – Landschaftsfotografie
Sobald der Horizont das auffallendste Element im Bild ist, kommt seiner Positionierung eine grosse Bedeutung zu. Mit der horizontalen Linie wird das Bild in zwei Flächen unterteilt. Je nachdem, welche der beiden Flächen – oberhalb und unterhalb der Horizontlinie – für die Bildgestaltung wichtiger ist, so muss sie auch entsprechend Platz einnehmen können, bzw. bekommen. Ist der Himmel dominierender, so legen Sie die Horizontlinie an die untere Drittellinie, dominiert die Landschaft, an die obere.
Im unteren Bild – Nachtaufnahme von Locarno – ist die Struktur der Stadt mit ihren Strassen wichtig. Der Horizont mit dem spiegelnden Ufer auf der anderen Seite des Lago Maggiore liegt im obersten Teil des Bildes.
Fixe Regeln zur Positionierung des Horizontes gibt es nicht. Probieren Sie es einfach aus und machen Sie unterschiedliche Aufnahmen mit unterschiedlichen Horizont-Positionen. Schauen Sie sich zuhause am Computer in Ruhe die Wirkung der Bilder an und entscheiden Sie sich intuitiv für das passende Bild. » Horizont mit GIMP korrigieren
Beleuchtung und Lichtstimmung in der Landschaftsfotografie
Der Lichtquelle kommt bei der Landschaftsfotografie eine grosse Bedeutung zu. Oft entscheidet sie zwischen gelungenen oder misslungenen Bild:
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» Landschaftsfotos bearbeiten und optimieren
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