Mit Blende – Englisch Aperture = Blende, Blendenöffnung, Blendenwert – bezeichnet man die variable Öffnung im Objektiv, welche das Licht auf den Bildsensor durchlässt und reguliert. Die Grösse der Öffnung wird in der Blendenzahl, z.B. f/11, ausgedrückt. Eine kleine Blendenöffnung führt zu einer grossen Schärfentiefe, die bei Landschaftsaufnahmen oder in der Architekturfotografie wichtig ist.
Drei Grössen bestimmen eine korrekte Belichtung eines Bildes und sind als Belichtungsdreieck zusammengefasst:
die Empfindlichkeit des Filmmaterials oder die Einstellung an der Digitalkamera in ISO
die Verschlusszeit – also die Zeitdauer, in welcher das Filmmaterial oder der Sensor belichtet wird und
die Grösse der Blendenöffnung am Objektiv
Jeder Wert ist von den beiden anderen direkt abhängig.
Wenn Sie den Auslöser drücken, ermittelt die Belichtungsmessung eine optimale Belichtung, schliesst sich die Blende auf den erforderlichen (oder manuell eingestellten) Wert, der Verschluss öffnet den Durchlass des Lichtes auf den Sensor und schliesst danach wieder. Die Blende kehrt in den Offenblenden-Modus über. Deshalb spricht man von Arbeitsblende.
Bei Ihrem Auge übernimmt die Pupille die Funktion der Blende. Wenn wenig Licht vorhanden ist, haben Sie eine weit geöffnete Pupille. Leuchten Sie mit einer Lampe auf Ihr Auge, zieht sich die Pupille zusammen und lässt folglich weniger Licht auf die Netzhaut einfallen.
Mit dem Einstellen der Blendenöffnung (automatisch durch die Blendenautomatik S/Tv und Programmautomatik P oder manuell) wird die Menge des Lichtes, welche auf den Bildsensor oder den Film trifft, gesteuert. Dies geschieht durch im Kreis angeordnete Lamellen, welche die Blende schliessen oder öffnen.
Unterschiedliche Blendenöffnungen
Die Grösse der Blendenöffnung wird mit einem Zahlenwert (zum Beispiel: Blendenzahl, Blendenwert f/11) angegeben. Je grösser die Blendenöffnung ist, desto kleiner wird der Wert und desto mehr Licht fällt auf den Bildträger. f/2.8 lässt doppelt so viel Licht auf den Sensor fallen wie Blende f/4.0.
Ganze Blendenwerte sind: f/1.0, f/1.4, f/2.0, f/2.8, f/4, f/5.6, f/8, f/11, f/16, f/22, f/32 etc. Bei Digitalkameras können Sie die Schritte in halben oder Drittel-Stufen im Kameramenü anpassen.
Die etwas komisch anmutenden Werte entstehen durch die Multiplikation der Kantenlänge mit der Wurzel aus zwei. Die Lichtfläche verdoppelt sich bei jedem Wert: f/2.0 multipliziert mit Wurzel 2 = ca. 2.8, f/8 multipliziert mit Wurzel 2 = ca. f/11.
Die Blendenzahl errechnet sich aus der Brennweite des Objektivs geteilt durch den Durchmesser des Lichtdurchlasses: Brennweite / Durchmesser der Öffnung = Blendenwert.
Beispiel: Objektiv 50 mm Brennweite, Durchmesser der Öffnung von 28 mm = 1.78. Das bedeutet demnach gerundet Blende f/1.8.
Nun verstehen Sie, warum ein lichtstarkes, schweres 200 mm-Objektiv mit der Blende f/2.8 einen grösseren Durchmesser aufweist: 200 mm / 2.8 = 71.5 mm Blendenöffnung.
Doch die Blende hat nicht nur grossen Einfluss auf die einfallende Lichtmenge:
Schärfentiefe und Blendenöffnung
Die Grösse der Blendenöffnung bestimmt, wie gross die Schärfeausdehnung im Bild ist. Eine kleine Blendenöffnung wie f/11 bringt eine grosse Schärfentiefe, eine grosse Blendenöffnung wie f/1.8 erzeugt jedoch eine geringe Schärfentiefe.
Mit dem Verändern des Blendenwertes können Sie gestaltend eingreifen. Bei Landschaftsaufnahmen möchten Sie möglichst den Vorder- und Hintergrund scharf abgebildet haben. Sie wählen deshalb eine kleine Blendenöffnung (grosse Blendenzahl wie f/8, f/11 oder f/16).
Möchten Sie ein Portrait vor einem verschwommenen Hintergrund fotografieren, wählen Sie folglich eine grosse Blendenöffnung (kleine Blendenzahl wie f/1.8). So beschränkt sich die Schärfeebene auf das Gesicht, vielleicht nur auf das eine Auge – und nicht auf den Hintergrund.
Die Schärfentiefe ist aber nicht nur vom Blendenwert, sondern von der gewählten Brennweite, von der Grösse des Sensors und von den Distanzen Motiv-Vordergrund-Hintergrund abhängig.
Die maximale Schärfentiefe – ideal für Landschaftsaufnahmen – können Sie mit Hilfe der hyperfokalen Distanz ermitteln. Smartphone Apps – wie PhotoPills (ca. 10 Euro / CHF) können eine gute Hilfe sein. Es gibt zahlreiche kostenlose Apps.
Die folgenden Bilder – alle vom gleichen Standpunkt aufgenommen – zeigen, wie die Blende die Schärfentiefe (im Hintergrund gut erkennbar) verändern.
Die Blende um jeweils einen Wert schliessen bringt mehr Schärfentiefe. Wenn Sie aber denken, dass Ihre Bilder mit maximal geschlossener Blende schärfer werden, dann muss ich Sie enttäuschen:
Beugungsunschärfe
Je mehr eine Blende geschlossen und der Lichtdurchlass damit kleiner wird, desto mehr werden die einfallenden Lichtstrahlen an den Lamellen der Blendenöffnung gebeugt oder abgelenkt. Ab einem bestimmten Wert macht sich die Beugungsunschärfenegativ bemerkbar. Das ist je nach Objektiv unterschiedlich stark. Ausprobieren können Sie das, indem Sie von Ihren Objektiven mit unterschiedlichen Blendenwerten eine Testreihe erstellen.
Sweet Spot – die beste Objektivleistung
Der Sweet Spot hat mit der Blende zu tun: Ihre Objektive bringen nicht bei allen Blendenwerten die gleiche Schärfeleistung. Die Daumenregel sagt, dass mit zweifachem Abblenden (Schliessen der Blende um zwei Stufen, z.B. von f/2.8 auf f/4 und f/5.6) die beste Objektivleistung erbracht werden kann. Doch das testen Sie am besten mit einem Testbild und einer Testreihe aus. Wenn Sie das einfacher haben wollen, wählen Sie einen mittleren Blendenbereich von f/8 bis f/11. Da wird ihr Objektiv eine optimale Schärfeleistung bringen.
Lichtstärke
Mit der Lichtstärke wird bezeichnet, wie gross die maximale Öffnung der Blende – auch Offenblende genannt – ist. Ein lichtstarkes 70-200 mm – Zoom weist durchgehend die Blendenöffnung f/2.8 auf, ein 50 mm-Objektiv gilt mit f/1.4 oder f/1.8 als lichtstark. Das bedeutet, dass Sie noch bei schwachen Lichtverhältnissen aus der Hand fotografieren können. Ein kleiner Offenblenden-Wert ermöglicht im Zusammenspiel von grossen Sensoren (Halbformat, Kleinbildformat oder grösser) sehr geringe Schärfentiefebereiche.
Bokeh-Effekt
Der Bokeh-Effekt entsteht, wenn sich Punkte zu Unschärfekreisen verwandeln. Objektive mit hoher Lichtstärke (also sehr kleinen Offenblenden-Werten) weisen meistens ein sehr schönes Bokeh auf. Der Bokeh-Effekt ist von Objektiv zu Objektiv verschieden und wird von unterschiedlichen Fotografinnen und Fotografen unterschiedlich interpretiert. Spitzlichter – wie die Wassertropfen der Grashalme im Gegenlicht – bieten die beste Grundlage für Bokeh-Effekte.
Wenn Sie mit der Automatik arbeiten, wird gemäss dem Belichtungsdreieck ein passender Blendenwert ermittelt. Beispiel: Programmautomatik P, Blendenautomatik S
Wenn Sie die Kontrolle über den Blendenwert haben wollen, fotografieren Sie mit der Zeitautomatik A. Sie wählen dann die gewünschte Blende manuell aus und die Automatik ermittelt die dazu passende Verschlusszeit.
Im Modus M können Sie die Verschlusszeit UND den Blendewert selber wählen.
Ich persönlich arbeite fast immer mit der Zeitautomatik A. So habe ich die Kontrolle über den zum Motiv passenden Blendenwert, wenn ich Architektur- und Landschafts- oder Naturaufnahmen mache. Zudem schalte ich meistens die ISO-Automatik ein. Dort definiere ich die maximal zulässige Verschlusszeit für ein bestimmtes Objektiv. Muss die Verschlusszeit wegen schlechtem Licht verlängert werden, wird der ISO-Wert automatisch um die nötige Stufe erhöht.
Beim folgenden Motiv habe ich damit gearbeitet. Ich habe als Minimal-Verschlusszeit 1/350s gewählt, den ISO-Wert sonst auf 100 lassen. Durch das spärliche Licht in der Gasse mit knapper Beleuchtung reichte das Licht nicht aus. Die ISO-Automatik erhöhte moderat den ISO-Wert auf ISO 280, damit die von mir für das 70-200 mm-Zoom definierte Verschlusszeit von 1/350s nicht unterschritten wird. Blendenzahl: f/2.8.
Wenn Sie schnelle Objekte fotografieren, fahren Sie mit der Blendenautomatik S besser.
Auswirkung der Blende direkt sehen
Bei einem digitalen Sucher sehen Sie immer direkt das Bild, welches auf dem Bildsensor gespeichert wird. Wenn Sie mit einer Spiegelreflexkamera mit einem optischen Sucher fotografieren, müssen Sie die Abblend-Taste drücken. Die Blende des Objektivs schliesst auf den gewählten Wert und Sie können die Ausdehnung der Schärfe kontrollieren. Die Abblend-Taste befindet sich seitlich am Anschluss des Objektivs, an meinen Nikon-Bodys rechts unten. Beim Antippen der Taste wird das Sucherbild – je nach gewählter Blende – dunkler. Es braucht etwas Übung, um die Ausdehnung der Schärfe zu erkennen. Auf der Live-View-Ansicht sehen Sie ebenfalls das Bild, das auf dem Sensor landen wird.
Workshop Blende – probieren Sie aus
In diesem Workshop Blende lernen Sie die Wirkung der Blende auf Ihre Bilder kennen. Sie probieren Motivsituationen mit unterschiedlichen Blendenöffnungen aus und vergleichen zuhause die Wirkung auf Ihre Motive. Wenn Sie die Übungen durchgespielt haben, werden Sie Ihre Bilder mit gezielt gewählter Blendenöffnung optimieren können.
Ausrüstung für den Workshop Blende
Kamera mit Objektiv und der Möglichkeit, die Blende manuell einzustellen
Brennweite des Objektivs um die 50 mm, zum Beispiel Kit-Objektiv 18-105 mm in der Einstellung 50 mm oder Festbrennweite 50 mm
Stativ, nicht unbedingt nötig, aber für diese Übung praktisch. Sie können die Kamera auch auf eine Mauer oder einen Baumstrunk stellen.
Stellen Sie Ihre Kamera über das Funktionswählrad oder das Menü auf Zeitautomatik A/Av.
Schalten Sie die ISO-Automatik ein, wenn Sie die Testaufnahmen aus der Hand machen möchten.
Wenn Sie ein Stativ verwenden, können Sie den ISO-Wert auf 100 stellen, bei Spiegelreflexkameras die Spiegelvorauslösung aktivieren und jeweils mit dem Selbst- oder Drahtauslöser fotografieren.
Aufgabe 1 – Workshop Blende
Gehen Sie in einen Wald oder an eine Blumenwiese.
Stellen Sie die grösstmögliche Blendenöffnung (kleinstmöglicher Wert) ein, beim Kit-Objektiv wird er f/3.5 oder f/4 sein, bei einer Festbrennweite f/1.8.
Stellen Sie das Kit-Objektiv ungefähr auf 50 mm Brennweite.
Wählen Sie ein Motiv aus, welches sich etwa 5-6 Meter von Ihnen entfernt befindet.
Stellen Sie auf dieses Motiv scharf.
Machen Sie nun eine Aufnahme mit dem kleinsten Wert und stellen Sie dann die Blende auf den übernächsten Wert ein. Beispiel mit Start von Blende f/1.8: f/1.8 – f/4 – f/8 – f/16, Start mit Blende f/4: f/4 – f/8 – f/16.
Scrollen Sie durch die gerade gemachte Bildreihe. Welche Unterschiede erkennen Sie?
Aufgabe 2 – Workshop Blende
Nun nähern Sie sich mit Ihrer Kamera bis auf etwa einem Meter Ihrem Objekt von Aufgabe 1.
Stellen Sie wieder auf das jetzt näher liegende Motiv scharf.
Machen Sie nun wieder eine Aufnahmereihe mit kleinstem Blendenwert und Doppel-Blenden-Schritten.
Scrollen Sie durch Ihre Aufnahmen. Welchen Unterschied erkennen Sie?
Wie verhält sich der Schärfenbereich im Vergleich mit beiden Serien im Vorder- und Hintergrund?
Auswertung Workshop Blende
Vergleichen Sie zuhause die Bilder miteinander.
Sie können die Aufnahmewerte aus der Exif-Datei zeigen lassen.
Wie verhält sich die Schärfentiefe bei grösster Blende, bei kleinster?
Wie unterscheidet sich die Schärfentiefe bei gleicher Blende und dem Motiv näher oder weiter entfernt?
Möchten Sie noch mehr experimentieren?
Fotografieren Sie einmal nur mit einem Objektiv und der Offenblende (grösstmögliche Blendenöffnung, kleinster Blendenwert).
So schulen Sie Ihren Blick für das Motiv. Sie trainieren die Fähigkeit, die bestmögliche Blendenöffnung für Ihre Bildidee zu verwenden – statt alles dem Zufall, bzw. der Kameraelektronik zu überlassen.
Sie werden erstaunt sein, wie Ihre Bilder damit gewinnen werden.
Mit Blende – Englisch Aperture = Blende, Blendenöffnung, Blendenwert – bezeichnet man die variable Öffnung im Objektiv, welche das Licht auf den Bildsensor durchlässt und reguliert. Die Grösse der Öffnung wird in der Blendenzahl, z.B. f/11, ausgedrückt. Eine kleine Blendenöffnung führt zu einer grossen Schärfentiefe, die bei Landschaftsaufnahmen oder in der Architekturfotografie wichtig ist.
Drei Grössen bestimmen eine korrekte Belichtung eines Bildes und sind als Belichtungsdreieck zusammengefasst:
Jeder Wert ist von den beiden anderen direkt abhängig.
» Fotografieren im Wald
Die Blende – ein wichtiges Gestaltungselement
Wenn Sie den Auslöser drücken, ermittelt die Belichtungsmessung eine optimale Belichtung, schliesst sich die Blende auf den erforderlichen (oder manuell eingestellten) Wert, der Verschluss öffnet den Durchlass des Lichtes auf den Sensor und schliesst danach wieder. Die Blende kehrt in den Offenblenden-Modus über. Deshalb spricht man von Arbeitsblende.
Bei Ihrem Auge übernimmt die Pupille die Funktion der Blende. Wenn wenig Licht vorhanden ist, haben Sie eine weit geöffnete Pupille. Leuchten Sie mit einer Lampe auf Ihr Auge, zieht sich die Pupille zusammen und lässt folglich weniger Licht auf die Netzhaut einfallen.
» Fotografieren für Anfänger
Blende – reguliert die einfallende Lichtmenge
Mit dem Einstellen der Blendenöffnung (automatisch durch die Blendenautomatik S/Tv und Programmautomatik P oder manuell) wird die Menge des Lichtes, welche auf den Bildsensor oder den Film trifft, gesteuert. Dies geschieht durch im Kreis angeordnete Lamellen, welche die Blende schliessen oder öffnen.
Unterschiedliche Blendenöffnungen
Die Grösse der Blendenöffnung wird mit einem Zahlenwert (zum Beispiel: Blendenzahl, Blendenwert f/11) angegeben. Je grösser die Blendenöffnung ist, desto kleiner wird der Wert und desto mehr Licht fällt auf den Bildträger. f/2.8 lässt doppelt so viel Licht auf den Sensor fallen wie Blende f/4.0.
Ganze Blendenwerte sind: f/1.0, f/1.4, f/2.0, f/2.8, f/4, f/5.6, f/8, f/11, f/16, f/22, f/32 etc. Bei Digitalkameras können Sie die Schritte in halben oder Drittel-Stufen im Kameramenü anpassen.
Die etwas komisch anmutenden Werte entstehen durch die Multiplikation der Kantenlänge mit der Wurzel aus zwei. Die Lichtfläche verdoppelt sich bei jedem Wert: f/2.0 multipliziert mit Wurzel 2 = ca. 2.8, f/8 multipliziert mit Wurzel 2 = ca. f/11.
Die Blendenzahl errechnet sich aus der Brennweite des Objektivs geteilt durch den Durchmesser des Lichtdurchlasses: Brennweite / Durchmesser der Öffnung = Blendenwert.
Beispiel: Objektiv 50 mm Brennweite, Durchmesser der Öffnung von 28 mm = 1.78. Das bedeutet demnach gerundet Blende f/1.8.
Nun verstehen Sie, warum ein lichtstarkes, schweres 200 mm-Objektiv mit der Blende f/2.8 einen grösseren Durchmesser aufweist: 200 mm / 2.8 = 71.5 mm Blendenöffnung.
Doch die Blende hat nicht nur grossen Einfluss auf die einfallende Lichtmenge:
Schärfentiefe und Blendenöffnung
Die Grösse der Blendenöffnung bestimmt, wie gross die Schärfeausdehnung im Bild ist. Eine kleine Blendenöffnung wie f/11 bringt eine grosse Schärfentiefe, eine grosse Blendenöffnung wie f/1.8 erzeugt jedoch eine geringe Schärfentiefe.
Mit dem Verändern des Blendenwertes können Sie gestaltend eingreifen. Bei Landschaftsaufnahmen möchten Sie möglichst den Vorder- und Hintergrund scharf abgebildet haben. Sie wählen deshalb eine kleine Blendenöffnung (grosse Blendenzahl wie f/8, f/11 oder f/16).
Möchten Sie ein Portrait vor einem verschwommenen Hintergrund fotografieren, wählen Sie folglich eine grosse Blendenöffnung (kleine Blendenzahl wie f/1.8). So beschränkt sich die Schärfeebene auf das Gesicht, vielleicht nur auf das eine Auge – und nicht auf den Hintergrund.
Die Schärfentiefe ist aber nicht nur vom Blendenwert, sondern von der gewählten Brennweite, von der Grösse des Sensors und von den Distanzen Motiv-Vordergrund-Hintergrund abhängig.
Die maximale Schärfentiefe – ideal für Landschaftsaufnahmen – können Sie mit Hilfe der hyperfokalen Distanz ermitteln. Smartphone Apps – wie PhotoPills (ca. 10 Euro / CHF) können eine gute Hilfe sein. Es gibt zahlreiche kostenlose Apps.
Die folgenden Bilder – alle vom gleichen Standpunkt aufgenommen – zeigen, wie die Blende die Schärfentiefe (im Hintergrund gut erkennbar) verändern.
Die Blende um jeweils einen Wert schliessen bringt mehr Schärfentiefe. Wenn Sie aber denken, dass Ihre Bilder mit maximal geschlossener Blende schärfer werden, dann muss ich Sie enttäuschen:
Beugungsunschärfe
Je mehr eine Blende geschlossen und der Lichtdurchlass damit kleiner wird, desto mehr werden die einfallenden Lichtstrahlen an den Lamellen der Blendenöffnung gebeugt oder abgelenkt. Ab einem bestimmten Wert macht sich die Beugungsunschärfe negativ bemerkbar. Das ist je nach Objektiv unterschiedlich stark. Ausprobieren können Sie das, indem Sie von Ihren Objektiven mit unterschiedlichen Blendenwerten eine Testreihe erstellen.
Sweet Spot – die beste Objektivleistung
Der Sweet Spot hat mit der Blende zu tun: Ihre Objektive bringen nicht bei allen Blendenwerten die gleiche Schärfeleistung. Die Daumenregel sagt, dass mit zweifachem Abblenden (Schliessen der Blende um zwei Stufen, z.B. von f/2.8 auf f/4 und f/5.6) die beste Objektivleistung erbracht werden kann. Doch das testen Sie am besten mit einem Testbild und einer Testreihe aus. Wenn Sie das einfacher haben wollen, wählen Sie einen mittleren Blendenbereich von f/8 bis f/11. Da wird ihr Objektiv eine optimale Schärfeleistung bringen.
Lichtstärke
Mit der Lichtstärke wird bezeichnet, wie gross die maximale Öffnung der Blende – auch Offenblende genannt – ist. Ein lichtstarkes 70-200 mm – Zoom weist durchgehend die Blendenöffnung f/2.8 auf, ein 50 mm-Objektiv gilt mit f/1.4 oder f/1.8 als lichtstark. Das bedeutet, dass Sie noch bei schwachen Lichtverhältnissen aus der Hand fotografieren können. Ein kleiner Offenblenden-Wert ermöglicht im Zusammenspiel von grossen Sensoren (Halbformat, Kleinbildformat oder grösser) sehr geringe Schärfentiefebereiche.
Bokeh-Effekt
Der Bokeh-Effekt entsteht, wenn sich Punkte zu Unschärfekreisen verwandeln. Objektive mit hoher Lichtstärke (also sehr kleinen Offenblenden-Werten) weisen meistens ein sehr schönes Bokeh auf. Der Bokeh-Effekt ist von Objektiv zu Objektiv verschieden und wird von unterschiedlichen Fotografinnen und Fotografen unterschiedlich interpretiert. Spitzlichter – wie die Wassertropfen der Grashalme im Gegenlicht – bieten die beste Grundlage für Bokeh-Effekte.
» Fotografieren im Frühling
Steuerung der Blendenöffnung und Blendenzahl
Wenn Sie mit der Automatik arbeiten, wird gemäss dem Belichtungsdreieck ein passender Blendenwert ermittelt. Beispiel: Programmautomatik P, Blendenautomatik S
Wenn Sie die Kontrolle über den Blendenwert haben wollen, fotografieren Sie mit der Zeitautomatik A. Sie wählen dann die gewünschte Blende manuell aus und die Automatik ermittelt die dazu passende Verschlusszeit.
Im Modus M können Sie die Verschlusszeit UND den Blendewert selber wählen.
Ich persönlich arbeite fast immer mit der Zeitautomatik A. So habe ich die Kontrolle über den zum Motiv passenden Blendenwert, wenn ich Architektur- und Landschafts- oder Naturaufnahmen mache. Zudem schalte ich meistens die ISO-Automatik ein. Dort definiere ich die maximal zulässige Verschlusszeit für ein bestimmtes Objektiv. Muss die Verschlusszeit wegen schlechtem Licht verlängert werden, wird der ISO-Wert automatisch um die nötige Stufe erhöht.
Beim folgenden Motiv habe ich damit gearbeitet. Ich habe als Minimal-Verschlusszeit 1/350s gewählt, den ISO-Wert sonst auf 100 lassen. Durch das spärliche Licht in der Gasse mit knapper Beleuchtung reichte das Licht nicht aus. Die ISO-Automatik erhöhte moderat den ISO-Wert auf ISO 280, damit die von mir für das 70-200 mm-Zoom definierte Verschlusszeit von 1/350s nicht unterschritten wird. Blendenzahl: f/2.8.
Wenn Sie schnelle Objekte fotografieren, fahren Sie mit der Blendenautomatik S besser.
Auswirkung der Blende direkt sehen
Bei einem digitalen Sucher sehen Sie immer direkt das Bild, welches auf dem Bildsensor gespeichert wird. Wenn Sie mit einer Spiegelreflexkamera mit einem optischen Sucher fotografieren, müssen Sie die Abblend-Taste drücken. Die Blende des Objektivs schliesst auf den gewählten Wert und Sie können die Ausdehnung der Schärfe kontrollieren. Die Abblend-Taste befindet sich seitlich am Anschluss des Objektivs, an meinen Nikon-Bodys rechts unten. Beim Antippen der Taste wird das Sucherbild – je nach gewählter Blende – dunkler. Es braucht etwas Übung, um die Ausdehnung der Schärfe zu erkennen. Auf der Live-View-Ansicht sehen Sie ebenfalls das Bild, das auf dem Sensor landen wird.
Workshop Blende – probieren Sie aus
In diesem Workshop Blende lernen Sie die Wirkung der Blende auf Ihre Bilder kennen. Sie probieren Motivsituationen mit unterschiedlichen Blendenöffnungen aus und vergleichen zuhause die Wirkung auf Ihre Motive. Wenn Sie die Übungen durchgespielt haben, werden Sie Ihre Bilder mit gezielt gewählter Blendenöffnung optimieren können.
Ausrüstung für den Workshop Blende
Kameraeinstellungen Workshop Blende
Aufgabe 1 – Workshop Blende
Aufgabe 2 – Workshop Blende
Auswertung Workshop Blende
Möchten Sie noch mehr experimentieren?
Fotografieren Sie einmal nur mit einem Objektiv und der Offenblende (grösstmögliche Blendenöffnung, kleinster Blendenwert).
So schulen Sie Ihren Blick für das Motiv. Sie trainieren die Fähigkeit, die bestmögliche Blendenöffnung für Ihre Bildidee zu verwenden – statt alles dem Zufall, bzw. der Kameraelektronik zu überlassen.
Sie werden erstaunt sein, wie Ihre Bilder damit gewinnen werden.
Ich fotografiere zum grössten Teil mit der Zeitautomatik A/Av oder ganz manuell mit begrenztem ISO-Automatik-Wert.
Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook.
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