Fototechnik

Bildrauschen verstehen lernen

Schmieden von Metall, Nikon D7000, Nikkor f/3.5-5.6 18-105 mm, 160 mm KB, 1/800s, f/7.1, ISO 4000

am Weihnachtsmarkt fotografieren - Schmiedeisen

Bildrauschen macht sich als feiner Konfettistaub auf Digitalbildern bemerkbar. Wir unterscheiden zwischen Farbrauschen und Luminanz Rauschen – auch Helligkeitsrauschen genannt.

Falls Sie schon einmal ein Foto mit hohem ISO-Wert (Empfindlichkeit) gemacht haben, ist Ihnen dieses Phรคnomen sicher auch schon aufgefallen: Sie schauen sich das Bild auf dem Computer an und bemerken, dass das gesamte Foto mit bunten Pรผnktchen oder einer Kรถrnung verunstaltet ist. So hat Ihr Motiv vorher definitiv nicht ausgesehen!

Extremtest Bildrauschen ISO 25600 (links) gegen ISO 100 (rechts)
Extremtest Bildrauschen ISO 25600 gegen ISO 100

Wie entsteht Bildrauschen?

Um das Phรคnomen des Bildrauschens zu verstehen, mรผssen Sie etwas รผber die Welt des Aufnahmechips wissen: Der Aufnahmesensor mit den lichtempfindlichen Dioden wandelt das Licht in elektrische Spannung um. Je mehr Licht auf die Dioden fallen, desto mehr Spannung wird aufgebaut. So kann das Licht in digitale Informationseinheiten umgewandelt werden. Wenn viel Licht vorhanden ist und Sie mit einem tiefen ISO-Wert wie zum Beispiel ISO 100 fotografieren, mรผssen diese elektrischen Signale nicht verstรคrkt werden. Ist praktisch kein Licht vorhanden, entsteht in den Fotodioden keine oder nur wenig Ladung. Da es sich aber um ein elektronisches Bauteil handelt, ist immer eine Grundspannung vorhanden. Erhรถhen Sie den ISO-Wert bei schlechten Lichtverhรคltnissen, mรผssen die schwachen Signale folglich verstรคrkt werden. Das Bildrauschen entsteht vor allem an dunklen Stellen.

Je kleiner der Sensor, desto nรคher sind die einzelnen Dioden beieinander und desto kleiner sind sie. Das fรถrdert die Stรถrsignale. Ganz gut kรถnnen Sie das am kleinen Bildsensor Ihres Smartphones feststellen, wenn Sie bei schlechten Lichtverhรคltnissen oder erhรถhten ISO-Werten fotografieren. Dabei gehen folglich viele Details verloren.

Bildrauschen am Smartphone - links ISO 800 rechts ISO 100
Vergleich Bildrauschen Samsung Galaxy S4, links ISO 800, rechts ISO 100, 100%-Ausschnitt

Bildrauschen wird stรคrker, wenn…

  • Sie den ISO-Wert Ihrer Kamera erhรถhen
  • die Temperatur des Sensors ansteigt (Langzeitaufnahmen)
  • sehr warmen Umgebungstemperaturen (Hochsommer…)
  • der Sensor kleiner ist und
  • sich mehr Pixel den gleichen Platz teilen mรผssen (hohe Pixeldichte)

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Farbrauschen und Luminanz Rauschen

Im Detail kรถnnen Sie das Bildrauschen in zwei Gruppen einteilen:

Das Helligkeitsrauschen, auch Luminanz Rauschen, bei welchem nur die Helligkeitswerte der Pixel falsch sind. Das Bild wirkt etwas kรถrnig – wie bei frรผheren Negativ- und Diapositivfilmen. Diese Bildrauschen ist viel weniger stรถrend als das Farbrauschen und kann folglich fรผr einen „analogen Touch“ wirksam eingesetzt werden.

Beim Farbrauschen entstehen vor allem in dunklen Partien falsch farbige Pixel, was sehr stรถrend ist.

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Rauschunterdrรผckung

Bei praktisch allen Kameras kรถnnen Sie die Rauschunterdrรผckung (Rauschfilter) fรผr Nachtaufnahmen einschalten. Die Kamera nimmt nach der Langzeitaufnahme ein Referenzbild mit der gleichen Belichtungsdauer auf und vergleicht die Daten des Sensors. Dadurch verlรคngert sich die Speicherzeit und die Verarbeitung braucht viel Strom. Im Gegenzug kann die Kameraelektronik danach allfรคllige Stรถrpixel sehr zuverlรคssig herausrechnen.

In der Bildbearbeitung kรถnnen Sie das Bildrauschen an einem RAW-Format selber kontrollieren und am Computer nach Gutdรผnken einstellen. Wenn Sie im JPEG-Format fotografieren, empfehle ich Ihnen, die Rauschunterdrรผckung einzuschalten.

ยป Rauschunterdrรผckung

Nachtaufnahme ohne Rauschunterdrรผckung - Mond mit Laubbaum
Nachtaufnahme ohne Rauschunterdrรผckung
Nachtaufnahme mit Rauschunterdrรผckung - Mond mit Laubbaum - Bildrauschen
Nachtaufnahme mit Rauschunterdrรผckung
1:1-Ausschnitt ohne Rauschunterdrรผckung - Bildrauschen
1:1-Ausschnitt ohne Rauschunterdrรผckung
1:1-Ausschnitt mit Rauschunterdrรผckung
1:1-Ausschnitt mit Rauschunterdrรผckung

Aufnahmedaten: Testbild mit Nikon D7000, Nikkor 50 mm, 1/4s, f/6.7, ISO 6400, einmal ohne und einmal mit starker Rauschunterdrรผckung, Vergrรถsserung (Ausschnitte rechts).

Bildrauschen reduzieren oder vermeiden

Das Luminanz- oder Farbrauschen kรถnnen Sie mit verschiedenen Massnahmen verhindern oder zumindest einschrรคnken:

  • Fotografieren Sie jeweils mit dem tiefsten ISO-Wert.
  • Bei schlechten Lichtverhรคltnissen erreichen Sie mit grรถsseren Bildsensoren deutlich bessere Bildqualitรคten als mit Kompaktkameras oder Smartphones mit kleinen Bildsensoren.
  • Bei sehr warmen Umgebungstemperaturen und Langzeitbelichtungen erwรคrmt sich folglich der Bildsensor, was danach zusรคtzlich zu hรถherem Rauschen fรผhren kann.
  • Belichten Sie immer nach rechts – leicht รผberbelichten. Schalten Sie das Histogramm ein und begutachten Sie dieses danach. Wenn Sie unterbelichtete Bilder aufhellen mรผssen, verstรคrkt sich das Bildrauschen deutlich.
  • Fotografieren Sie im RAW-Format. In der digitalen Dunkelkammer (dem RAW-Konverter) kรถnnen Sie danach Luminanz- und Farbrauschen gezielt verringern und ausbalancieren.

Dieser Artikel ist Teil des รผber 660 Seiten starken Digitipps eBook.
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