Mit unseren Augen kรถnnen wir dreidimensional sehen und abschรคtzen, wie gross die Entfernung zu einem Objekt ist. Schliessen Sie einmal ein Auge und versuchen Sie das Gleiche nochmals. Das wird viel anspruchsvoller.
Tiefenwirkung – im Sog der Linien – Autotunnel, Sony RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 26 mm KB, 1/6s, f/2.2, ISO 250
Vorder-, Mittel- und Hintergrund
Die einfachste und klassische Tiefenwirkung kรถnnen Sie mit dem Einbezug von Vorder-, Mittel- und Hintergrund erzeugen.
Ist kein Vordergrund vorhanden, dann nehmen Sie einen mรถglichst tiefen Kamerastandpunkt ein und beziehen den Untergrund in die Bildgestaltung mit ein. Wenn Sie mit einem Weitwinkelobjektiv fotografieren, eine kleine Blende (zum Beispiel f/11 oder f/16) wรคhlen und auf die hyperfokale Distanz fokussieren, erreichen Sie ein scharfes Bild vom Vorder- bis zum Hintergrund.
Nebellandschaft im Gegenlicht, Nikon D5300, Tokina f/2.8 11-16 mm, 16 mm KB, 1/750s, f/11, ISO 100 – abgeblendet auf f/11
Linien – Tiefenwirkung erzeugen
Linien, die sich weit hinten im Bild verlieren, erzeugen eine grosse Tiefenwirkung. Denken Sie an eine Strasse oder einen Schienenstrang, der sich in der Weite des Bildes zum Punkt verliert. Das ist Tiefe auf einem zweidimensionalen Bild. Ihr Auge wandert vom Vordergrund den Linien entlang bis zum Horizont, wo sich die Linien in der scheinbaren Unendlichkeit verlieren. Das Auge wird gefesselt und manchmal durch den Sog zum Punkt in der Ferne hingezogen.
Linien erzeugen Tiefe – herbstlicher Fussweg, Minolta Dynax7D, 52 mm KB, 1/3s, f/16, ISO 100, Stativ
Grรถssenvergleich
Mit einem weiteren Gestaltungs-Trick kรถnnen Sie Tiefe erzeugen: Sorgen Sie fรผr einen Grรถssenvergleich mit Personen oder Bezugsgenstรคnden.
Licht und Schatten
Streiflicht in den frรผhen Morgen- oder spรคten Abendstunden prรคgt rauen Oberflรคchen durch die Schattenbildung gut aus. Jede kleine Unebenheit wird sichtbar. Das Sujet wirkt dreidimensional und plastisch.
Hausfassade, Sony DSC-RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 70 mm KB, 1/200s, f/4, ISO 125
Perspektiven
Beim Fotografieren hรคngt die Perspektive vom Standpunkt, der verwendeten Brennweite, dem Blickwinkel und der Blickachse ab.
Die meisten Fotos werden aus der Normalperspektive gemacht. Kamera ans Auge und abdrรผcken. Das kann sehr gut funktionieren. Versuchen Sie aber, Ihr Motiv einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Gewinnt das Bild damit?
Wenn Sie Ihren Aufnahmestandpunkt tiefer wรคhlen, dann spricht man von Froschperspektive. Da diese Perspektive und der Blickwinkel fรผr uns ungewohnt sind, kรถnnen Sie damit รผberraschende Effekte erzielen. Bildteile, welche nahe am Objektiv liegen, werden gestreckt und wirken dominanter und grรถsser.
Das folgende Bild ist aus einer extremen Froschperspektive – 90 Grad nach oben gekippte Kamera – geknipst worden. Nur wenn Sie suchen, finden Sie solche speziellen Blickwinkel, die vielen anderen verborgen bleiben. Mit dem praktischen, klappbaren Live-View-Monitor kann die Kamera auf den Fussboden gelegt, justiert und dann per Selbstauslรถser ausgelรถst werden. Erstaunlich, welche Bildqualitรคt eine Kompaktkamera mit RAW-Format erreichen kann.
Besucherturm im Castelgrande Bellinzona, Sony DSC-RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 24 mm KB, 1/125s, f/1.8, ISO 125
Auch die Vogelperspektive ist fรผr uns ungewรถhnlich und erzeugt einen รผberraschenden Blickwinkel. Drohnen-Aufnahmen รผberraschen, weil wir in der Regel die Landschaft so nicht sehen.
Schรคrfe und Unschรคrfe – Tiefenwirkung erzeugen
Eine weitere Mรถglichkeit, um eine Tiefenwirkung zu erzeugen. Im Vordergrund das scharfe Blatt, in der Unschรคrfe verschwinden Details, die hinter dem Blatt – in der Tiefe – liegen.
Tiefenwirkung erzeugen – Schรคrf und Unschรคrfe, Nikon D750, Sigma f/1.8 35 mm, 1/2000s, f/1.8, ISO 100
Distanz und Perspektive – Tiefenwirkung erzeugen
Die Distanz zwischen Fotoapparat und dem Motiv รผbt einen grossen Einfluss auf die Perspektive aus. Wenn Sie ein Hochhaus aus grosser Distanz fotografieren, wirkt es anders, als wenn Sie dreissig Meter davorstehen und hochschauen mรผssen. Sind Sie relative nahe dran, mรผssen Sie die Kamera kippen, damit das Gebรคude auf dem Bild Platz hat. Es entstehen stรผrzende Linien.
Wenn Sie mit einem Teleobjektiv weit von einem Motiv entfernt sind, kann es vorkommen, dass durch die unreine Luft und den Dunst das Bild verwaschen und unscharf wirkt. Gehen Sie in einem solchen Fall nรคher an das Motiv heran. Es wirkt dann klarer und schรคrfer.
Tiefenwirkung und unsere Wahrnehmung
Wir entscheiden automatisch, dass Dinge, die weniger Details aufweisen, weiter von uns entfernt sind. Eine Sonnenblume in der Nรคhe – und Sie erkennen die einzelnen Blรผtenblรคtter und allenfalls sogar die Blattstruktur. Weiter entfernt verschwimmen die Blรผtenblรคtter zu einer gelben Flรคche.
Landschaft im Appenzell, Nikon D7000, Nikkor f/3.5-4.5 18-105 mm, 39 mm KB, 1/320s, f/9, ISO 100
รhnlich verhรคlt es sich mit Bildebenen, die weit entfernt durch Schwebeteilchen in der Luft abgeschwรคchte Farben aufweisen, blasser wirken und heller erscheinen. Als Beispiel Hรผgel- oder Bergzรผge, die – je weiter entfernt – desto heller abgebildet werden.
Tiefenwirkung erzeugen – Madonna del Sasso oberhalb Locarno, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 25 mm KB, 1/90s, f/6.7, ISO 100
Brennweite und Bildwinkel
Unterschiedliche Brennweiten haben eine grosse Auswirkung auf die Wirkung des Bildes. Ein Objektiv mit der Brennweite von 50 mm entspricht ungefรคhr unserem Bildwinkel. Fotos mit dieser Brennweite empfinden wir vom Bildwinkel her als gewรถhnlich.
Mit einer langen Brennweite verdichten Sie das Bild, es wird plakativ. Sie kรถnnen damit aus einem grossen Blickfeld ein kleines Motiv isolieren oder eine Landschaft mit hintereinanderliegenden Hรผgelzรผgen verdichten.
Live View Ansicht erleichtert das Fokussieren, Locarno von Orselina aus, Nikon D750, Sigma f/2.8 70-200 mm, 80 mm KB, 30s, f/11, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslรถsung
Verwenden Sie hingegen eine sehr kurze Brennweite eines Weitwinkelobjektivs, kรถnnen Sie einen viel grรถsseren Bildwinkel zeigen als ein menschliches Auge einfangen kann. Sie erzeugen damit einen rรคumlichen Effekt.
Bildwinkel – Seepromenade Ascona, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 20 mm KB, 1/750s, f/11, ISO 100
Vor allem, wenn Sie so nahe an einem Objekt stehen und die Kamera nach oben kippen, wirken die sonst stรถrenden stรผrzenden Linien perfekt.
Fachhochschule St. Gallen, Nikon D5300, Tokina f/2.8 11-16 mm, 18 mm KB, 1/180s, f/10, ISO 100
Der Blickwinkel ist ein weiteres Gestaltungselement: Wenn Sie im 90-Grad-Winkel fotografieren โ die Kamera halten Sie horizontal in Blickrichtung – , so entspricht das wiederum unseren Sehgewohnheiten. Sobald Sie die Kamera kippen, entstehen aus eher plakativen Ansichten dynamische, weil der Fluchtpunkt hรถher (Kamera nach unten gekippt) oder tiefer (Kamera nach oben gekippt) liegt. Es entstehen Linien, Diagonalen und die Bilder wirken sofort plastischer und lebendiger.
Diagonalen – Tiefenwirkung erzeugen
Auch mit Diagonalen kรถnnen Sie eine Tiefenwirkung erzeugen.
Drei Weihern in St. Gallen, Sony DSC-RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 44 mm KB, 1/200s, f/4, ISO 125
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Mit etwas Experimentierfreude lรคsst sich in zweidimensionalen Fotos Tiefenwirkung erzeugen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen ein paar Beispiele.
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Tiefenwirkung erzeugen – Fotografischer Blick schulen
Mit unseren Augen kรถnnen wir dreidimensional sehen und abschรคtzen, wie gross die Entfernung zu einem Objekt ist. Schliessen Sie einmal ein Auge und versuchen Sie das Gleiche nochmals. Das wird viel anspruchsvoller.
Mit dem Fotografieren bannen wir eine dreidimensionale Welt auf ein zweidimensionales Medium. Die Herausforderung: Im Bild die Tiefe wirken lassen. Ich zeige Ihnen, wie Sie Tiefe ins Bild bringen.
Vorder-, Mittel- und Hintergrund
Die einfachste und klassische Tiefenwirkung kรถnnen Sie mit dem Einbezug von Vorder-, Mittel- und Hintergrund erzeugen.
Ist kein Vordergrund vorhanden, dann nehmen Sie einen mรถglichst tiefen Kamerastandpunkt ein und beziehen den Untergrund in die Bildgestaltung mit ein. Wenn Sie mit einem Weitwinkelobjektiv fotografieren, eine kleine Blende (zum Beispiel f/11 oder f/16) wรคhlen und auf die hyperfokale Distanz fokussieren, erreichen Sie ein scharfes Bild vom Vorder- bis zum Hintergrund.
Linien – Tiefenwirkung erzeugen
Linien, die sich weit hinten im Bild verlieren, erzeugen eine grosse Tiefenwirkung. Denken Sie an eine Strasse oder einen Schienenstrang, der sich in der Weite des Bildes zum Punkt verliert. Das ist Tiefe auf einem zweidimensionalen Bild. Ihr Auge wandert vom Vordergrund den Linien entlang bis zum Horizont, wo sich die Linien in der scheinbaren Unendlichkeit verlieren. Das Auge wird gefesselt und manchmal durch den Sog zum Punkt in der Ferne hingezogen.
Grรถssenvergleich
Mit einem weiteren Gestaltungs-Trick kรถnnen Sie Tiefe erzeugen: Sorgen Sie fรผr einen Grรถssenvergleich mit Personen oder Bezugsgenstรคnden.
Licht und Schatten
Streiflicht in den frรผhen Morgen- oder spรคten Abendstunden prรคgt rauen Oberflรคchen durch die Schattenbildung gut aus. Jede kleine Unebenheit wird sichtbar. Das Sujet wirkt dreidimensional und plastisch.
Perspektiven
Beim Fotografieren hรคngt die Perspektive vom Standpunkt, der verwendeten Brennweite, dem Blickwinkel und der Blickachse ab.
Die meisten Fotos werden aus der Normalperspektive gemacht. Kamera ans Auge und abdrรผcken. Das kann sehr gut funktionieren. Versuchen Sie aber, Ihr Motiv einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Gewinnt das Bild damit?
Wenn Sie Ihren Aufnahmestandpunkt tiefer wรคhlen, dann spricht man von Froschperspektive. Da diese Perspektive und der Blickwinkel fรผr uns ungewohnt sind, kรถnnen Sie damit รผberraschende Effekte erzielen. Bildteile, welche nahe am Objektiv liegen, werden gestreckt und wirken dominanter und grรถsser.
Das folgende Bild ist aus einer extremen Froschperspektive – 90 Grad nach oben gekippte Kamera – geknipst worden. Nur wenn Sie suchen, finden Sie solche speziellen Blickwinkel, die vielen anderen verborgen bleiben. Mit dem praktischen, klappbaren Live-View-Monitor kann die Kamera auf den Fussboden gelegt, justiert und dann per Selbstauslรถser ausgelรถst werden. Erstaunlich, welche Bildqualitรคt eine Kompaktkamera mit RAW-Format erreichen kann.
Auch die Vogelperspektive ist fรผr uns ungewรถhnlich und erzeugt einen รผberraschenden Blickwinkel. Drohnen-Aufnahmen รผberraschen, weil wir in der Regel die Landschaft so nicht sehen.
Schรคrfe und Unschรคrfe – Tiefenwirkung erzeugen
Eine weitere Mรถglichkeit, um eine Tiefenwirkung zu erzeugen. Im Vordergrund das scharfe Blatt, in der Unschรคrfe verschwinden Details, die hinter dem Blatt – in der Tiefe – liegen.
Distanz und Perspektive – Tiefenwirkung erzeugen
Die Distanz zwischen Fotoapparat und dem Motiv รผbt einen grossen Einfluss auf die Perspektive aus. Wenn Sie ein Hochhaus aus grosser Distanz fotografieren, wirkt es anders, als wenn Sie dreissig Meter davorstehen und hochschauen mรผssen. Sind Sie relative nahe dran, mรผssen Sie die Kamera kippen, damit das Gebรคude auf dem Bild Platz hat. Es entstehen stรผrzende Linien.
Wenn Sie mit einem Teleobjektiv weit von einem Motiv entfernt sind, kann es vorkommen, dass durch die unreine Luft und den Dunst das Bild verwaschen und unscharf wirkt. Gehen Sie in einem solchen Fall nรคher an das Motiv heran. Es wirkt dann klarer und schรคrfer.
Tiefenwirkung und unsere Wahrnehmung
Wir entscheiden automatisch, dass Dinge, die weniger Details aufweisen, weiter von uns entfernt sind. Eine Sonnenblume in der Nรคhe – und Sie erkennen die einzelnen Blรผtenblรคtter und allenfalls sogar die Blattstruktur. Weiter entfernt verschwimmen die Blรผtenblรคtter zu einer gelben Flรคche.
รhnlich verhรคlt es sich mit Bildebenen, die weit entfernt durch Schwebeteilchen in der Luft abgeschwรคchte Farben aufweisen, blasser wirken und heller erscheinen. Als Beispiel Hรผgel- oder Bergzรผge, die – je weiter entfernt – desto heller abgebildet werden.
Brennweite und Bildwinkel
Unterschiedliche Brennweiten haben eine grosse Auswirkung auf die Wirkung des Bildes. Ein Objektiv mit der Brennweite von 50 mm entspricht ungefรคhr unserem Bildwinkel. Fotos mit dieser Brennweite empfinden wir vom Bildwinkel her als gewรถhnlich.
Mit einer langen Brennweite verdichten Sie das Bild, es wird plakativ. Sie kรถnnen damit aus einem grossen Blickfeld ein kleines Motiv isolieren oder eine Landschaft mit hintereinanderliegenden Hรผgelzรผgen verdichten.
Verwenden Sie hingegen eine sehr kurze Brennweite eines Weitwinkelobjektivs, kรถnnen Sie einen viel grรถsseren Bildwinkel zeigen als ein menschliches Auge einfangen kann. Sie erzeugen damit einen rรคumlichen Effekt.
Vor allem, wenn Sie so nahe an einem Objekt stehen und die Kamera nach oben kippen, wirken die sonst stรถrenden stรผrzenden Linien perfekt.
Der Blickwinkel ist ein weiteres Gestaltungselement: Wenn Sie im 90-Grad-Winkel fotografieren โ die Kamera halten Sie horizontal in Blickrichtung – , so entspricht das wiederum unseren Sehgewohnheiten. Sobald Sie die Kamera kippen, entstehen aus eher plakativen Ansichten dynamische, weil der Fluchtpunkt hรถher (Kamera nach unten gekippt) oder tiefer (Kamera nach oben gekippt) liegt. Es entstehen Linien, Diagonalen und die Bilder wirken sofort plastischer und lebendiger.
Diagonalen – Tiefenwirkung erzeugen
Auch mit Diagonalen kรถnnen Sie eine Tiefenwirkung erzeugen.
Dieser Artikel ist Teil des รผber 660 Seiten starken Digitipps eBook.
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