Wie sieht die Kamera ein Motiv? Zum Teil ganz anders als unser Auge. Deshalb ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen. Sonst wirken die Bilder flau und langweilig.
Wie sieht die Kamera ein Motiv?
Unterschiede zwischen Kamera und dem menschlichen Auge
Das Auge sieht, aber das Gehirn ist es, welches unsere Bilder verarbeitet.
Wenn Sie dem Betrachter die Welt so zeigen können, wie er sie mit seinen Augen nicht wahrnimmt, dann überraschen Ihre Bilder.
Sie müssen sich bewusst werden, wie unterschiedlich die Augen und die Kamera ein Bild sehen. Mit diesem Bewusstsein gelingen Ihnen bessere Aufnahmen.
Ungewohnt nah: Makroaufnahme, Nikon D5300, Nikkor Micro f/3.5 85 mm, 127 mm KB, 1/3s, f/22, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung
Fokussierung – scharf stellen
Unsere Augen können nicht gleichzeitig auf einen Nah- und einen Fernpunkt fokussieren. Dadurch blenden wir den Hintergrund aus. Die Kamera kann je nach Situation und Brennweite eine sehr grosse Schärfentiefe abbilden, was in der Landschaftsfotografie von Vorteil ist. Der Nachteil: Alles ist scharf und – sehr wichtig für Fotografen – alles kann ablenken.
Wir sehen nur einen ganz kleinen Teil unseres Blickfeldes scharf. Unser Auge kann eine Person in einer Menschenmenge fixieren, die Kamera zeigt alle Personen dieser Menge gleich.
2D und 3D – zweidimensional versus dreidimensional
Unsere Augen sehen dreidimensional, die Kamera nur zweidimensional. Wollen Sie Tiefe ins Bild bringen, müssen Sie bestimmte Gestaltungsmerkmale beachten.
Dinge im Vordergrund oder Linien, die in der Weite zusammenlaufen, simulieren Tiefe. Die stürzenden Linien korrigieren unsere Augen automatisch, bzw. wir nehmen diese nicht so wahr. Auf einem Bild sind leicht stürzende Linien meistens störend.
Stürzende Linien bringen Tiefenwirkung ins Bild, Sony DSC-RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 24 mm KB, 1/160s, f/4, ISO 125Madonna del Sasso in Orselina, Nikon d750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 22 mm KB, 1/30s, f/11, ISO100
Bildwinkel
Unser Auge hat immer den gleichen Bildwinkel und die gleiche Brennweite. Sie entspricht etwa einer Objektivbrennweite von 50 mm im Kleinbildformat (umgerechnet 35 mm bei Halbformatsensoren). An der Kamera können Sie unterschiedliche Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten verwenden und so ungewöhnliche und für das Auge überraschende Bildwinkel erzeugen.
Mohnblüten mit Telebrennweite verdichtet, Nikon D750, Sigma f/5-6.3 150-600 mm, 320 mm KB, 1/500s, f/11, ISO 400, Einbeinstativ
Kontrastumfang
Wie sieht die Kamera ein Motiv? Unsere Augen können mit einem sehr hohen Kontrastumfang umgehen, die Digitalkamera nur mit etwa 10 bis 12 Lichtwerten. Man spricht hier vom Dynamikumfang – dem Unterschied zwischen der hellsten und der dunkelsten Stelle in einem Bild. Ist der Kontrastumfang grösser als Ihre Kamera, bzw. der Bildsensor, verarbeiten kann, müssen Sie auf den Trick der HDR-Bildverarbeitung zurückgreifen oder als Kompromiss die wichtigsten Bildelemente korrekt belichten.
Hoher Kontrastumfang, Locarno, Nikon D750, Sigma f/2.8 70-200 mm, 80 mm KB, 30s, f/11, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung
Verschlusszeit und Blinzeln
Unsere Augen können kein Bild einfrieren. Mit der Kamera können wir ganz schnelle Bewegungen als Einzelbilder festhalten. In der Anfangszeit der Fotografie war das eine Sensation!
Belichten Sie ein Bild länger und bewegt sich das Motiv oder die Kamera, erreichen Sie einen interessanten Verwischeffekt, der nur mit der Kamera funktioniert.
Blendenautomatik S: Verwischeffekt, Nikon D7000, Sigma f/2.8-4 17-70 mm, 67 mm KB, 1/45s, f/9.5, ISO 100
Sinneseindrücke – Wie sieht die Kamera das Motiv?
Befinden Sie sich im Wald und fotografieren Herbstblätter, nehmen Sie mit Ihren Sinnen viele Informationen auf: Es duftet angenehm, eine kühle Luft streicht über Ihr Gesicht, sie sind guter Stimmung. Diese Sinneswahrnehmungen können nicht mit dem Bild gespeichert werden. Berührt das Bild jemanden, der nicht dort war, trotzdem? Können Sie diese Sinneseindrücke und Ihre momentane Stimmung ins Bild transformieren? Eine schwierige Aufgabe!
Sehen in der Dunkelheit
Unsere Augen sehen in der Dunkelheit nicht mehr so scharf und nicht mehr farbig. Mit der Digitalkamera können Sie auch nachts mit einem Stativ knackig scharfe Farb-Aufnahmen machen. » Langzeitbelichtungen
Sehen in der Dunkelheit – Langzeitbelichtung, Nikon D5300, Sigma f/2.8-4 17-70 mm, 39 mm KB, 30s, f/6.7, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung
Farbkorrekturen und Weissabgleich
Um den Weissabgleich (die herrschende Farbtemperatur) müssen wir uns beim Sehen nicht kümmern. Die Kamera kommt aber je nach Licht an Ihre Grenzen und Sie müssen den Weissabgleich selber einstellen, bzw. – falls sie im RAW-Format fotografieren – mit einem RAW-Konverter korrigieren.
Während unsere Augen ein weisses Blatt immer als “weiss” sehen, kann dieses – je nach den wirkenden Lichtverhältnissen – auf Bildern gelblich, blau oder in einer anderen Farbe erscheinen. Mit der Kamera können Sie die Farbtemperatur nach Wunsch wählen und besondere Effekte erzielen. Bei Aufnahmen in der blauen Stunde ist die Mischung des kalten, blauen Abendlichtes und der warmen künstlichen Lichtquellen sehr beliebt.
Mischfarben in der blauen Stunde, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 20s, f/16, ISO 200, Stativ, Spiegelvorauslösung
Schwarzweiss- oder Farbbilder
Die Kamera kann in Schwarzweiss oder in Farbe aufnehmen. Unsere Augen sehen in der Regel nur farbig. Lediglich in der Nacht reduzieren auch unsere Augen die Farben, um noch einigermassen gut sehen zu können.
Industriefassade, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 180 mm KB, 1/3s, f/4.8, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung
Wie sieht die Kamera ein Motiv? Zum Teil ganz anders als unser Auge. Deshalb ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen. Sonst wirken die Bilder flau und langweilig.
Wie sieht die Kamera ein Motiv?
Unterschiede zwischen Kamera und dem menschlichen Auge
Das Auge sieht, aber das Gehirn ist es, welches unsere Bilder verarbeitet.
Wenn Sie dem Betrachter die Welt so zeigen können, wie er sie mit seinen Augen nicht wahrnimmt, dann überraschen Ihre Bilder.
Sie müssen sich bewusst werden, wie unterschiedlich die Augen und die Kamera ein Bild sehen. Mit diesem Bewusstsein gelingen Ihnen bessere Aufnahmen.
Fokussierung – scharf stellen
Unsere Augen können nicht gleichzeitig auf einen Nah- und einen Fernpunkt fokussieren. Dadurch blenden wir den Hintergrund aus. Die Kamera kann je nach Situation und Brennweite eine sehr grosse Schärfentiefe abbilden, was in der Landschaftsfotografie von Vorteil ist. Der Nachteil: Alles ist scharf und – sehr wichtig für Fotografen – alles kann ablenken.
Wir sehen nur einen ganz kleinen Teil unseres Blickfeldes scharf. Unser Auge kann eine Person in einer Menschenmenge fixieren, die Kamera zeigt alle Personen dieser Menge gleich.
2D und 3D – zweidimensional versus dreidimensional
Unsere Augen sehen dreidimensional, die Kamera nur zweidimensional. Wollen Sie Tiefe ins Bild bringen, müssen Sie bestimmte Gestaltungsmerkmale beachten.
Dinge im Vordergrund oder Linien, die in der Weite zusammenlaufen, simulieren Tiefe. Die stürzenden Linien korrigieren unsere Augen automatisch, bzw. wir nehmen diese nicht so wahr. Auf einem Bild sind leicht stürzende Linien meistens störend.
Bildwinkel
Unser Auge hat immer den gleichen Bildwinkel und die gleiche Brennweite. Sie entspricht etwa einer Objektivbrennweite von 50 mm im Kleinbildformat (umgerechnet 35 mm bei Halbformatsensoren). An der Kamera können Sie unterschiedliche Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten verwenden und so ungewöhnliche und für das Auge überraschende Bildwinkel erzeugen.
Kontrastumfang
Wie sieht die Kamera ein Motiv? Unsere Augen können mit einem sehr hohen Kontrastumfang umgehen, die Digitalkamera nur mit etwa 10 bis 12 Lichtwerten. Man spricht hier vom Dynamikumfang – dem Unterschied zwischen der hellsten und der dunkelsten Stelle in einem Bild. Ist der Kontrastumfang grösser als Ihre Kamera, bzw. der Bildsensor, verarbeiten kann, müssen Sie auf den Trick der HDR-Bildverarbeitung zurückgreifen oder als Kompromiss die wichtigsten Bildelemente korrekt belichten.
» Dynamikumfang richtig messen
Verschlusszeit und Blinzeln
Unsere Augen können kein Bild einfrieren. Mit der Kamera können wir ganz schnelle Bewegungen als Einzelbilder festhalten. In der Anfangszeit der Fotografie war das eine Sensation!
Spiegelreflexkameras können mit sehr kurzen Verschlusszeiten von 1/4000s oder 1/8000s belichten.
Belichten Sie ein Bild länger und bewegt sich das Motiv oder die Kamera, erreichen Sie einen interessanten Verwischeffekt, der nur mit der Kamera funktioniert.
Sinneseindrücke – Wie sieht die Kamera das Motiv?
Befinden Sie sich im Wald und fotografieren Herbstblätter, nehmen Sie mit Ihren Sinnen viele Informationen auf: Es duftet angenehm, eine kühle Luft streicht über Ihr Gesicht, sie sind guter Stimmung. Diese Sinneswahrnehmungen können nicht mit dem Bild gespeichert werden. Berührt das Bild jemanden, der nicht dort war, trotzdem? Können Sie diese Sinneseindrücke und Ihre momentane Stimmung ins Bild transformieren? Eine schwierige Aufgabe!
Sehen in der Dunkelheit
Unsere Augen sehen in der Dunkelheit nicht mehr so scharf und nicht mehr farbig. Mit der Digitalkamera können Sie auch nachts mit einem Stativ knackig scharfe Farb-Aufnahmen machen. » Langzeitbelichtungen
Farbkorrekturen und Weissabgleich
Um den Weissabgleich (die herrschende Farbtemperatur) müssen wir uns beim Sehen nicht kümmern. Die Kamera kommt aber je nach Licht an Ihre Grenzen und Sie müssen den Weissabgleich selber einstellen, bzw. – falls sie im RAW-Format fotografieren – mit einem RAW-Konverter korrigieren.
Während unsere Augen ein weisses Blatt immer als “weiss” sehen, kann dieses – je nach den wirkenden Lichtverhältnissen – auf Bildern gelblich, blau oder in einer anderen Farbe erscheinen. Mit der Kamera können Sie die Farbtemperatur nach Wunsch wählen und besondere Effekte erzielen. Bei Aufnahmen in der blauen Stunde ist die Mischung des kalten, blauen Abendlichtes und der warmen künstlichen Lichtquellen sehr beliebt.
Schwarzweiss- oder Farbbilder
Die Kamera kann in Schwarzweiss oder in Farbe aufnehmen. Unsere Augen sehen in der Regel nur farbig. Lediglich in der Nacht reduzieren auch unsere Augen die Farben, um noch einigermassen gut sehen zu können.
» Richtig fotografieren
» Workshops zum Fotografieren üben
Unsere Themen zur Bildgestaltung:
Bildgestaltung und Bildwirkung / Sehtraining - den fotografischen Blick schulen / Tiefenwirkung erzeugen / Diagonalen und Linien / Wie sieht die Kamera ein Motiv? / Wie entsteht ein gutes Foto? / Workshop Bildgestaltung / Der Fotografische Blick / die richtige Perspektive / Übungen besser fotografieren lernen / Checkliste optimale Bildgestaltung / Negativer Raum
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