Bewegungsunschärfe ist ein Stilmittel zum Fotografieren. Nicht jedes Bild muss scharf sein. Gezielte Unschärfe kann ein Motiv zu einem besonderen Bild machen.
Bewegungsunschärfe – Mitzieheffekt
Bewegungsunschärfe entsteht, wenn Sie bewegte Motive mit zu langen Verschlusszeiten ablichten. Während der Belichtungszeit verschiebt sich das Motiv auf dem Bildsensor und lässt so zwei oder mehrere über- oder nebeneinander verschobene Bilder entstehen. Bei stark verwischten Aufnahmen entstehen in der Bewegungsrichtung Lichtstreifen.
Unten zwei Bilder, welche eine Vergrösserung des Bildsensors darstellen sollen: Links ist ein Punkt des fotografierten Motivs mit einem Punkt, bzw. Pixel auf dem Bildsensor festgehalten worden. Das trifft zu, wenn der Bildpunkt scharf abgebildet wird. Verschiebt sich das Motiv oder die Kamera während des Belichtungsvorgangs, wandert der Punkt über mehrere Pixel und erzeugt einen Streifen. Durch die Richtung der Kamerabewegung bestimmen Sie die Richtung der Unschärfestreifen.
Wie lange der Verschluss geöffnet sein muss, um Bewegungsunschärfe erscheinen zu lassen, hängt von der Geschwindigkeit des bewegenden Objekts, der Kamerabewegung (Mitziehen), der Distanz Sensor-Motiv und der gewählten Brennweite ab.
Während eine zu lange Verschlusszeit zu einem verwackelten Bild führen kann, ist sie aber auch ein perfektes Stilmittel, um eine Aufnahme dynamisch wirken zu lassen. Wichtig ist, dass auf dem Bild immer statische und damit teilweise scharf abgelichtete Objekte vorhanden sind, damit nicht der Eindruck entsteht, das Bild sei unbeabsichtigt verwackelt. Oder aber das Bild, bzw. das Motiv ist derart stark verwackelt, dass ein toller Bildeffekt entstehen kann. Das sehr gut für experimentelle Fotografie verwendet werden.
Anwendungsbeispiele Bewegungsunschärfe
Für gewollte Bewegungsunschärfe gibt es viele Beispiele:
Ein vorbeifahrendes Verkehrsmittel
Personen, die über eine Strasse hetzen
Flüchtende Tiere
Das Mitziehen der Kamera bei schnellen Motiven (Mitzieher)
Die Länge der Verschlusszeit müssen Sie zuerst in ein paar Versuchen ermitteln. Sie hängt von verschiedenen Parametern ab:
Geschwindigkeit des Motivs
Mitziehbewegung der Kamera
Distanz Sensor-Motiv
Brennweite – respektive gewählte Grösse im Bild
Mit einem Normalobjektiv (50 mm KB) reicht oft eine Verschlusszeit von 1/15 oder 1/30 Sekunde, bei sehr schnellen Objekten kann es auch mal 1/250s sein.
Digitalkamera mitziehen… – Mitzieheffekt
Meist werden schnelle Objekte mit der Mitzieh-Technik abgelichtet: Die Kamera wird auf einen Punkt scharf gestellt (zum Beispiel die Mitte der Strasse), das heranfahrende Objekt anvisiert und mit der Kamera verfolgen Sie das Motiv. Wenn dieses an der geplanten Stelle ist, drücken Sie den Auslöser ganz durch. Wenn Ihre Kamera eine Serienbildfunktion aufweist, können Sie damit innerhalb kurzer Zeit (Spiegelreflexkamera) viele Bilder schiessen. Die Chance, dass Sie darunter eine tolle Aufnahme finden, ist gross.
Das Motiv bilden Sie bei dieser Technik scharf ab, der Hintergrund sollte durch das Mitziehen jedoch verwischt sein. So entsteht ein dynamisches Bild – welches Geschwindigkeit vermittelt – und das gewählte Objekt hebt sich perfekt vom unscharfen Hintergrund ab. Der unscharfe Hintergrund wird zum negativen Raum, welcher im Gleichgewicht zum Motiv – dem positiven Raum – steht. Wählen Sie einen möglichst neutralen Hintergrund.
Sie können, wie im nächsten Bild, genau das Gegenteil ausprobieren: Der Hintergrund ist durch die fixe Kameraposition scharf abgebildet, das bewegte Motiv verwischt.
Bei vielen Kameras ist ein Bildstabilisator zur Vermeidung von Verwacklungen eingebaut. Dieser erkennt, dass die Kamera mitgezogen wird und korrigiert nur die horizontale Zitterbewegung.
Motivbeispiele mit unterschiedlicher Bewegungsunschärfe
Blitzlicht und Bewegung
Eine andere Möglichkeit, tolle Bildeffekte zu erzielen, ist das Fotografieren mit dem Blitzgerät und das Verwenden von längeren Verschlusszeiten. Sie stellen das Blitzgerät ein und wählen, wenn es möglich ist, das Motivprogramm Aufhellblitz. So wird die Umgebung richtig belichtet und das bewegende Objekt durch den sehr viel kürzer dauernden Blitz eingefroren, während sich die Konturen des Motivs durch eine leicht längere Verschlusszeit leicht verwischen.
Mit Bildbearbeitungsprogrammen wie zum Beispiel Photoshop oder GIMP ist es möglich, Bilder im Nachhinein mit Bewegungsunschärfe zu versehen.
Mit ein bisschen Experimentierfreude gelingen Ihnen sicher tolle Aufnahmen. Achten Sie darauf, dass Sie viele Aufnahmen machen. Die Bilder mit den vorbeifahrenden Autos habe ich aus rund 200 Aufnahmen herausgesucht. Viele waren zu stark verwackelt oder der Effekt ungenügend. Ausschuss kostet bei der Digitalfotografie ja nichts.
Ausrüstung und Einstellungen für Bewegungsunschärfe
Ideal ist, wenn Sie die Kamera auf einem Stativ fixieren und eine Bewegung – zum Beispiel horizontal für vorbeifahrende Fahrzeuge – zulassen.
Stellen Sie den ISO-Wert möglichst tief und schliessen Sie die Blende (kleinere Blendenöffnung, grösserer Blendenwert).
Stellen Sie das Programmrad auf Blendenautomatik (S) und wählen Sie eine Verschlusszeit vor.
Falls Sie immer noch zu lange Verschlusszeiten haben, verwenden Sie einen leichten Graufilter.
Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook. » eBook Digitipps.ch
Bewegungsunschärfe ist ein Stilmittel zum Fotografieren. Nicht jedes Bild muss scharf sein. Gezielte Unschärfe kann ein Motiv zu einem besonderen Bild machen.
Bewegungsunschärfe – Mitzieheffekt
Bewegungsunschärfe entsteht, wenn Sie bewegte Motive mit zu langen Verschlusszeiten ablichten. Während der Belichtungszeit verschiebt sich das Motiv auf dem Bildsensor und lässt so zwei oder mehrere über- oder nebeneinander verschobene Bilder entstehen. Bei stark verwischten Aufnahmen entstehen in der Bewegungsrichtung Lichtstreifen.
Unten zwei Bilder, welche eine Vergrösserung des Bildsensors darstellen sollen: Links ist ein Punkt des fotografierten Motivs mit einem Punkt, bzw. Pixel auf dem Bildsensor festgehalten worden. Das trifft zu, wenn der Bildpunkt scharf abgebildet wird. Verschiebt sich das Motiv oder die Kamera während des Belichtungsvorgangs, wandert der Punkt über mehrere Pixel und erzeugt einen Streifen. Durch die Richtung der Kamerabewegung bestimmen Sie die Richtung der Unschärfestreifen.
» Welche Kamera kaufen?
Wie lange muss der Verschluss geöffnet sein?
Wie lange der Verschluss geöffnet sein muss, um Bewegungsunschärfe erscheinen zu lassen, hängt von der Geschwindigkeit des bewegenden Objekts, der Kamerabewegung (Mitziehen), der Distanz Sensor-Motiv und der gewählten Brennweite ab.
Während eine zu lange Verschlusszeit zu einem verwackelten Bild führen kann, ist sie aber auch ein perfektes Stilmittel, um eine Aufnahme dynamisch wirken zu lassen. Wichtig ist, dass auf dem Bild immer statische und damit teilweise scharf abgelichtete Objekte vorhanden sind, damit nicht der Eindruck entsteht, das Bild sei unbeabsichtigt verwackelt. Oder aber das Bild, bzw. das Motiv ist derart stark verwackelt, dass ein toller Bildeffekt entstehen kann. Das sehr gut für experimentelle Fotografie verwendet werden.
Anwendungsbeispiele Bewegungsunschärfe
Für gewollte Bewegungsunschärfe gibt es viele Beispiele:
Die Länge der Verschlusszeit müssen Sie zuerst in ein paar Versuchen ermitteln. Sie hängt von verschiedenen Parametern ab:
Mit einem Normalobjektiv (50 mm KB) reicht oft eine Verschlusszeit von 1/15 oder 1/30 Sekunde, bei sehr schnellen Objekten kann es auch mal 1/250s sein.
Digitalkamera mitziehen… – Mitzieheffekt
Meist werden schnelle Objekte mit der Mitzieh-Technik abgelichtet: Die Kamera wird auf einen Punkt scharf gestellt (zum Beispiel die Mitte der Strasse), das heranfahrende Objekt anvisiert und mit der Kamera verfolgen Sie das Motiv. Wenn dieses an der geplanten Stelle ist, drücken Sie den Auslöser ganz durch. Wenn Ihre Kamera eine Serienbildfunktion aufweist, können Sie damit innerhalb kurzer Zeit (Spiegelreflexkamera) viele Bilder schiessen. Die Chance, dass Sie darunter eine tolle Aufnahme finden, ist gross.
Das Motiv bilden Sie bei dieser Technik scharf ab, der Hintergrund sollte durch das Mitziehen jedoch verwischt sein. So entsteht ein dynamisches Bild – welches Geschwindigkeit vermittelt – und das gewählte Objekt hebt sich perfekt vom unscharfen Hintergrund ab. Der unscharfe Hintergrund wird zum negativen Raum, welcher im Gleichgewicht zum Motiv – dem positiven Raum – steht. Wählen Sie einen möglichst neutralen Hintergrund.
Sie können, wie im nächsten Bild, genau das Gegenteil ausprobieren: Der Hintergrund ist durch die fixe Kameraposition scharf abgebildet, das bewegte Motiv verwischt.
Bei vielen Kameras ist ein Bildstabilisator zur Vermeidung von Verwacklungen eingebaut. Dieser erkennt, dass die Kamera mitgezogen wird und korrigiert nur die horizontale Zitterbewegung.
Motivbeispiele mit unterschiedlicher Bewegungsunschärfe
Blitzlicht und Bewegung
Eine andere Möglichkeit, tolle Bildeffekte zu erzielen, ist das Fotografieren mit dem Blitzgerät und das Verwenden von längeren Verschlusszeiten. Sie stellen das Blitzgerät ein und wählen, wenn es möglich ist, das Motivprogramm Aufhellblitz. So wird die Umgebung richtig belichtet und das bewegende Objekt durch den sehr viel kürzer dauernden Blitz eingefroren, während sich die Konturen des Motivs durch eine leicht längere Verschlusszeit leicht verwischen.
Mit Bildbearbeitungsprogrammen wie zum Beispiel Photoshop oder GIMP ist es möglich, Bilder im Nachhinein mit Bewegungsunschärfe zu versehen.
Mit ein bisschen Experimentierfreude gelingen Ihnen sicher tolle Aufnahmen. Achten Sie darauf, dass Sie viele Aufnahmen machen. Die Bilder mit den vorbeifahrenden Autos habe ich aus rund 200 Aufnahmen herausgesucht. Viele waren zu stark verwackelt oder der Effekt ungenügend. Ausschuss kostet bei der Digitalfotografie ja nichts.
Ausrüstung und Einstellungen für Bewegungsunschärfe
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