Fotopraxis

Fotografieren im Wald

Wald-Stilleben, Nikon D750, Nikkor 50 mm f/1.8 G, 1/40s, f/1.8, ISO 100, Stativ, Crossentwicklung 2 in Lightroom

Wald Stilleben mit vermoosten Wurzeln

Fotografieren im Wald – Teil 1

Fotografieren im Wald ist eine tolle Sache. Waren Sie noch nie im Wald, um zu fotografieren? Oder schon lange nicht mehr? Dann empfehle ich Ihnen nächstens einen Ausflug in den Wald. Wenn Sie wetterfest sind, können Sie das bei fast jedem Wetter ausprobieren.

Der Wald bietet unzählige, tolle Fotomotive, auch wenn Sie auf den ersten Blick den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen können.

Bei schlechtem Wetter profitieren Sie von satten Farben und gleichmässiger Ausleuchtung, an heissen Tagen von der natürlichen Klimaanlage.

Ich zeige Ihnen in diesem Artikel, was Sie für den Fotorundgang im Wald alles benötigen und welche Kameraeinstellungen passend sind. Mit Beispielfotos gebe ich Ihnen Ideen, damit Sie beim ersten Mal nicht ohne Bilder aus dem Wald wieder auftauchen…

Ich gehe auf unterschiedliche Aspekte ein: Herausforderung Dynamikumfang, spärliches Licht im Wald, wetterunabhängiges Vergnügen, Bildgestaltungstipps Wald, Wald in Schwarz-Weiss, Ausrüstungstipps für Fotografin und Fotografen, Fliessspuren im Waldbach, welche Kamera-Ausrüstung, Kameraeinstellungen und Motivideen.

Herbstblätter im Gegenlicht
Herbstblätter im Gegenlicht, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 260 mm KB, 1/350s, f/4, ISO 125

Herausforderung Lichtverhältnisse

Der Unterschied zwischen der hellsten und dunkelsten Stelle Ihres Motivs wird als Dynamikumfang bezeichnet. Im Wald herrschen – ausser bei bedecktem Himmel – sehr grosse Unterschiede. Während unsere Augen mit dem Dynamikumfang gut klarkommen, schaffen die digitalen Bildsensoren etwa acht bis zehn Belichtungsstufen. Das kann zur Folge haben, dass Sie bei Sonnenschein entweder völlig überbelichtete (man bezeichnet dies auch als ausgefressene) Stellen, völlig schwarze Flächen (abgesoffene Schatten, die keine Zeichnung mehr aufweisen) – oder gleich beide Varianten im Digitalbild vorfinden. » Clipping

Links: So sieht es der Bildsensor. Rechts: So nehmen wir das Bild etwa wahr.
Links: So sieht es der Bildsensor. Rechts: So nehmen wir das Bild etwa wahr.

In diesem Fall müssen Sie sich entscheiden, welche Bildteile noch Zeichnung aufweisen sollen und welche nicht. Bäume als Silhouetten vor einer untergehenden Sonne können problemlos schwarz sein, aber die Sonne und der Himmel ohne Zeichnung könnte Ihr Bild unbrauchbar machen.

Wenn Sie mit dem RAW-Format fotografieren, können Sie zuhause am Computer den Dynamikumfang Ihres Motivs vergrössern. Im RAW-Konverter ist es möglich, die hellen Stellen etwas abzudunkeln und die dunklen aufzuhellen. Mit einer Belichtungsreihe (+2.0, 0.0, -2.0) können Sie ein HDR-Bild entwickeln, bei welchem der Dynamikumfang deutlich erweitert werden kann. » HDR-Bilder erstellen

Wilder Baumwuchs im Stadtwald - Fotografieren im Wald
Wilder Baumwuchs im Stadtwald, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 1/8s, f/8, ISO 100, HDR-Bild Lightroom

Fotografieren im Wald: Spärliches Licht

Während Sie sich tagsüber im Freien keine Gedanken über die Verschlusszeit machen müssen, kann das spärliche Licht beim Fotografieren im Wald schnell zu verwackelten und damit unscharfen Bildern führen. Für dieses Problem gibt es unterschiedliche Lösungsansätze: Empfindlichkeit des Sensors oder ISO-Wert erhöhen

  • Sie stellen den ISO-Wert Ihrer Kamera höher. So können Sie auch im Wald noch scharfe Bilder aus der Hand fotografieren.
  • Vorteil: Sie sind mobiler als mit einem Stativ und können verwacklungsfreie Bilder schiessen.
  • Nachteil: Je nach Grösse und Qualität des Sensor fängt das Bild an zu rauschen und die Schärfe, der Kontrast und die Farbbrillanz nehmen ab.
Wald im Hudelmoos in Unschärfe
Wald im Gegenlicht, Nikon D750, Tamron f/1.8 35 mm, 1/125s, f/1.8, ISO 400

Mit einem Stativ arbeiten

  • Sie lassen die ISO-Einstellung auf einem tiefen Wert (100/200) und montieren Ihre Kamera auf ein Stativ.
  • Vorteil: Der tiefe ISO-Wert fĂĽhrt zur besten Bildqualität. Sie können – wenn nötig – mit kleinen Blendenöffnungen arbeiten und erhalten so eine grosse Schärfentiefe. Mit dem Stativ können Sie den Schärfepunkt und den Bildausschnitt genauer bestimmen.
  • Nachteil: Ein stabiles Stativ ist relativ schwer und Sie sind weniger mobil. Sie benötigen mehr Zeit zum Einrichten und Abbauen.
Fotografieren im Wald
Wurzeln: Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 1/20s, f/8, ISO 100

Mit lichtstarken Objektiven arbeiten

Bei schwachen Lichtverhältnissen können Sie mit lichtstarken Objektiven arbeiten. Diese haben eine grosse Anfangsblendenöffnung von zum Beispiel f/1.4 oder f/1.8 bei 50 mm Brennweite und ermöglichen so Aufnahmen aus der Hand, wenn ein Kit-Zoom mit f/3.5 (braucht viermal so viel Licht) an die Grenzen kommt.

  • Vorteil: Ohne starke Erhöhung der ISO-Einstellung können Sie noch aus der Hand fotografieren.
  • Nachteil: Lichtstarke Objektive sind in der Regel gross, schwer und teuer. Bei Offenblende ist das Scharfstellen wegen der geringen Schärfentiefe eine Herausforderung.
Fotografieren im Wald - mit Festbrennweite
Waldmotiv, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 35 mm, 52 mm KB, 1/80s, f/1.8, ISO 100

Objektive oder Kamera mit Bildstabilisator verwenden

Wenn Sie ein Objektiv kaufen und Sie müssen sich zwischen einem guten mit und einem guten ohne Bildstabilisator entscheiden, würde ich das erstere nehmen. So haben Sie immer eine stille Reserve und können mit zwei bis vier Belichtungsstufen weniger (vier- bis sechszehnmal weniger Licht) noch fotografieren.

Dieser Artikel ist Teil des ĂĽber 600 Seiten starken Digitipps eBook.
» eBook Digitipps.ch

Digitipps eBook Artikel 2

» Im Wald fotografieren Teil 2 – Bildgestaltung und AusrĂĽstung

» Fotografieren im Frühling

» Durchlichtaufnahmen von Blättern

DigiSpick – das praktische Handout

Das Handout DigiSpick mit den wichtigsten Tipps und Tricks zum Thema können Sie hier kostenlos downloaden und ausdrucken: » Fotografieren im Wald

Seitencode: dt613