Der richtige Augenblick. Welcher Fotograf kennt diese Aussage nicht? Vor allem bei der Streetfotografie entscheidet der richtige Augenblick. Erwischen Sie den richtigen Moment? Haben Sie die Geduld, darauf zu warten? Nur einen winzigen Augenblick später ist das Motiv, auf das Sie gewartet haben, wieder weg. In diesem Thema möchte ich Ihnen meine Gedanken zum richtigen Augenblick darlegen.
Der richtige Augenblick – dem Motiv Leben einhauchen
Es war ein bisschen wie eine Offenbarung, als ich mir einen Film vom berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson anschaute, den ich in einer Bibliothek entdeckt hatte. Henri Cartier-Bresson (1908-2004) hatte nicht nur ein besonders Auge für den richtigen Moment, er komponierte seine Bilder äusserst sorgfältig. Nicht umsonst nennt man Henri Cartier-Bresson den Meister des entscheidenden Augenblicks. Seine Bilder ziehen in den Bann. Das Formale stimmt perfekt. Die Formen und Linien sind sorgfältig komponiert. Der Leerraum spielt mit dem Hauptmotiv. Es fehlt nur noch das Tüpfchen auf dem i – welches dem Bild wundervolles Leben einhaucht. Warten, bis ein Mensch ins Bild läuft – der richtige Augenblick – und dann: Klick!
Spiegelung, Sony DSC RX100iv, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 70 mm KB, 1/160s, f/4.5, ISO 125
Ich fotografiere gerne in Dörfern und Städten. Die Geduld, zu warten, bis in die Bildkompositionen Menschen auftauchten, hatte ich früher nicht. Deshalb fehlte meinen Bildern oft das gewisse Etwas, das Leben im Bild. Als ich mich wieder einmal an einem Samstag in die Stadt aufmachte, nahm ich mir vor, nur Schwarz-Weiss zu fotografieren und fand an einem Aufgang einer Unterführung ein tolles, formales Motiv: Eine Rampe einer Bahnhofunterführung im perfekten tiefen Abendlicht. Ich legte für mich den passenden Bildausschnitt fest und wartete dann nur noch, bis etwas Leben in Form von Menschen auf der Rampe auftauchten und sich an den perfekten Punkt im Bild bewegten. Der richtige Augenblick – und Klick!
Bahnhofpassage St. Gallen, Sony RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 30 mm KB, 1/200s, f/4, ISO 125, Silver Efex Pro 2
Für das Fotografieren in der Stadt ist es ein grosser Vorteil, wenn Sie nicht zu sehr auffallen. Sobald die Menschen einen professionellen Fotoapparat mit einem grossen Objektiv erblicken, werden sie verunsichert. Kleine Fotoapparate, die jedoch schnell schussbereit sind, helfen Ihnen, den richtigen Augenblick nicht zu verpassen. Mit der Edel-Kompaktkamera Sony DSC RX100iii sind Sie unauffällig unterwegs und relativ schnell. Schneller fahren Sie mit einer professionellen System- oder Spiegelreflexkamera, die aber wieder grösser und auffälliger ist. Bestücken Sie diese mit einem kleinen Festbrennweiten-Objektiv von 35 oder 50 mm Brennweite. Objektive wie das Nikkor f/1.8 50 mm G (Sie bekommen auch für Canon entsprechend günstige Festbrennweiten) bekommen Sie schon für weniger als 200 Euro. Oder Sie wählen eine kleine Kompaktkamera mit einer Festbrennweite, die schnell einsatzbereit ist.
Oft müssen Sie bei solchen Motiven sehr schnell reagieren können. Der richtige Augenblick ist entscheidend. Eine halbe Sekunde vorher oder nachher, und der Passant mit seinem Schatten hätte nicht mehr so gepasst, wie ich es wollte. Die sehr unterschiedlichen Lichtverhältnisse in einer Stadt (schattige Gassen, sonnendurchflutete Plätze, düsteres Licht in Passagen…) erfordern ein ständiges Anpassen der Belichtung. Der richtige Augenblick – damit Sie sich um nichts als das kümmern müssen, können Sie die Einstellungen Ihrer Kamera entsprechend konfigurieren:
Stellen Sie im Kameramenü (im Beispiel Nikon) unter Aufnahme – Picture Control konfigurieren – Monochrom ein. So erscheint die Bildwiedergabe Schwarz-Weiss und Sie können die Bildkomposition direkt beurteilen. Wenn Sie im RAW-Format fotografieren, hat diese Einstellung keinen Einfluss auf die Rohdatei. Sie können in einem RAW-Konverter das Bild nach Ihren Wünschen in Schwarz-Weiss umwandeln und zusätzlich Farb-Filter anwenden, wie das in der analogen Schwarz-Weiss-Fotografie gemacht wurde. Das eröffnet Ihnen vielfältige Entwicklungs-Möglichkeiten.
Damit Sie den veränderten Lichtverhältnissen Rechnung tragen können, wählen Sie die ISO-Automatik. Dort können Sie den ISO-Empfindlichkeits-Bereich wählen, den die Kameraelektronik selber ansteuert. Mit einem Halbformatsensor können Sie gut den Bereich von ISO 100 bis ISO 3200 auswählen, an einer Vollformatkamera sogar bis ISO 6400. Entstehendes Bildrauschen kann bei dieser Art von Aufnahmen die Bildwirkung sogar unterstützen. Die ISO-Automatik finden Sie an Nikon-Kameras unter Aufnahme – ISO-Empfindlichkeits-Einst. – ISO-Automatik. » Mehr Infos unter ISO-Automatik
Alter Frau auf Bahnhofstreppe, Sony DSC RX100ii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 60 mm KB, 1/80s f/4, ISO 800, Silver Efex 2, Film 030 noir 1
Was viele nicht wissen: Sie können bei der ISO-Automatik angeben, welche Verschlusszeit nicht überschritten werden darf. So schützen Sie sich mit einer Festbrennweite vor verwackelten Aufnahmen. Erst wenn das Licht nicht für die minimale vorgewählte Verschlusszeit von zum Beispiel 1/60s reicht, schraubt die Elektronik den ISO-Wert höher. So haben Sie immer die perfekte Mischung von Verschlusszeit und ISO-Wert. Folgende Einstellung kann ich Ihnen empfehlen:
35 mm-Objektiv an Halbformat-Kamera: längste Verschlusszeit 1/50 bis 1/60s
35 mm-Objektiv an Vollformat-Kamera: längste Verschlusszeit 1/30 bis 1/45s
50 mm-Objektiv an Halbformat-Kamera: längste Verschlusszeit 1/80 bis 1/100s
50 mm-Objektiv an Vollformat-Kamera: längste Verschlusszeit 1/50 bis 1/60s
Die Festbrennweite Tamron f/1.8 35 mm hat einen Bildstabilisator. Da kann ich die Verschlusszeit deutlich länger – drei bis vier Blendenstufen – wählen. Das Objektiv ist aber deutlich auffälliger (grösser) als die Nikkor f/1.8-35-mm-Brennweite.
Nun haben Sie den Kopf frei für Ihre Aufnahme und den richtigen Augenblick, oder wie es Henri Cartier-Bresson ausdrückte: „Man muss ständig überlegen. Ausser im Moment des Fotografierens. Da zählt die Intuition.“
Treppe in der Stadt, Nikon D7000, Nikkor f/1.8 35 mm, 52 mm KB, 1/1000s, f/2, ISO 100, Silver Efex 2, Film 030 noir 1
Auge, Geist und Herz auf die gleiche Linie bringen
„Man muss Auge, Geist und Herz auf die gleiche Linie bringen.“ Ein wunderbare Aussage vom grossen Meister Henri Cartier-Bresson. Zu viel Kopf darf nicht in das Finden eines tollen Motives fliessen. Man braucht eine bestimmte Leere, um bereit zu sein, für eine Situation. „Kein ich, ich, ich. Das musst du vergessen. Innerlich leer werden, damit die Dinge mit umso mehr Kraft zu einem kommen.“ Ein Motiv entdecken, den Ausschnitt bestimmen, die Formen und Linien ordnen – und dann abdrücken. „Was zählt, sind Geometrie und Struktur. Alles am richtigen Ort. Die Geometrie ist für mich die Grundlage.“ Henri Cartier-Bresson erzählte, dass er oft eine ganze Weile an einem Ort wartete, bis das perfekte Motiv in Form eines Passanten in sein bereits komponiertes Bild lief. Und dann muss es meist extrem schnell gehen – sonst ist der richtige Augenblick für immer verloren, oder wie es Henri Cartier-Bresson perfekt ausdrückt: „Der wahre Genuss ist, sich vor einem Motiv zu befinden, dass sich mir aufdrängt und im richtigen Moment abzudrücken. Das entscheidet sich im Bruchteil einer Sekunde. Und es ist der einzige kreative Moment.“
ungemütliches Morgenwetter im Bregenzerwald, Sony DSC-RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 70 mm KB, f/7.1, ISO125, Silver Efex 2 Pro, 032 Film noir 3
Wenn Sie sich mehr für Henry Cartier-Bresson interessieren:
Der richtige Augenblick. Welcher Fotograf kennt diese Aussage nicht? Vor allem bei der Streetfotografie entscheidet der richtige Augenblick. Erwischen Sie den richtigen Moment? Haben Sie die Geduld, darauf zu warten? Nur einen winzigen Augenblick später ist das Motiv, auf das Sie gewartet haben, wieder weg. In diesem Thema möchte ich Ihnen meine Gedanken zum richtigen Augenblick darlegen.
» Online Fotokurs – kompakt und schnell fotografieren lernen
Der richtige Augenblick – dem Motiv Leben einhauchen
Es war ein bisschen wie eine Offenbarung, als ich mir einen Film vom berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson anschaute, den ich in einer Bibliothek entdeckt hatte. Henri Cartier-Bresson (1908-2004) hatte nicht nur ein besonders Auge für den richtigen Moment, er komponierte seine Bilder äusserst sorgfältig. Nicht umsonst nennt man Henri Cartier-Bresson den Meister des entscheidenden Augenblicks. Seine Bilder ziehen in den Bann. Das Formale stimmt perfekt. Die Formen und Linien sind sorgfältig komponiert. Der Leerraum spielt mit dem Hauptmotiv. Es fehlt nur noch das Tüpfchen auf dem i – welches dem Bild wundervolles Leben einhaucht. Warten, bis ein Mensch ins Bild läuft – der richtige Augenblick – und dann: Klick!
» Dias und Negative digitalisieren
Stadtfotos Leben einhauchen
Ich fotografiere gerne in Dörfern und Städten. Die Geduld, zu warten, bis in die Bildkompositionen Menschen auftauchten, hatte ich früher nicht. Deshalb fehlte meinen Bildern oft das gewisse Etwas, das Leben im Bild. Als ich mich wieder einmal an einem Samstag in die Stadt aufmachte, nahm ich mir vor, nur Schwarz-Weiss zu fotografieren und fand an einem Aufgang einer Unterführung ein tolles, formales Motiv: Eine Rampe einer Bahnhofunterführung im perfekten tiefen Abendlicht. Ich legte für mich den passenden Bildausschnitt fest und wartete dann nur noch, bis etwas Leben in Form von Menschen auf der Rampe auftauchten und sich an den perfekten Punkt im Bild bewegten. Der richtige Augenblick – und Klick!
» Schnappschüsse machen
Welche Kamera und welches Objektiv?
Für das Fotografieren in der Stadt ist es ein grosser Vorteil, wenn Sie nicht zu sehr auffallen. Sobald die Menschen einen professionellen Fotoapparat mit einem grossen Objektiv erblicken, werden sie verunsichert. Kleine Fotoapparate, die jedoch schnell schussbereit sind, helfen Ihnen, den richtigen Augenblick nicht zu verpassen. Mit der Edel-Kompaktkamera Sony DSC RX100iii sind Sie unauffällig unterwegs und relativ schnell. Schneller fahren Sie mit einer professionellen System- oder Spiegelreflexkamera, die aber wieder grösser und auffälliger ist. Bestücken Sie diese mit einem kleinen Festbrennweiten-Objektiv von 35 oder 50 mm Brennweite. Objektive wie das Nikkor f/1.8 50 mm G (Sie bekommen auch für Canon entsprechend günstige Festbrennweiten) bekommen Sie schon für weniger als 200 Euro. Oder Sie wählen eine kleine Kompaktkamera mit einer Festbrennweite, die schnell einsatzbereit ist.
» Vorteile einer 35-mm-Brennweite
» Besser fotografieren lernen
Kameraeinstellungen – der richtige Augenblick
Oft müssen Sie bei solchen Motiven sehr schnell reagieren können. Der richtige Augenblick ist entscheidend. Eine halbe Sekunde vorher oder nachher, und der Passant mit seinem Schatten hätte nicht mehr so gepasst, wie ich es wollte. Die sehr unterschiedlichen Lichtverhältnisse in einer Stadt (schattige Gassen, sonnendurchflutete Plätze, düsteres Licht in Passagen…) erfordern ein ständiges Anpassen der Belichtung. Der richtige Augenblick – damit Sie sich um nichts als das kümmern müssen, können Sie die Einstellungen Ihrer Kamera entsprechend konfigurieren:
Nun haben Sie den Kopf frei für Ihre Aufnahme und den richtigen Augenblick, oder wie es Henri Cartier-Bresson ausdrückte: „Man muss ständig überlegen. Ausser im Moment des Fotografierens. Da zählt die Intuition.“
» Den Mond fotografieren
Auge, Geist und Herz auf die gleiche Linie bringen
„Man muss Auge, Geist und Herz auf die gleiche Linie bringen.“ Ein wunderbare Aussage vom grossen Meister Henri Cartier-Bresson. Zu viel Kopf darf nicht in das Finden eines tollen Motives fliessen. Man braucht eine bestimmte Leere, um bereit zu sein, für eine Situation. „Kein ich, ich, ich. Das musst du vergessen. Innerlich leer werden, damit die Dinge mit umso mehr Kraft zu einem kommen.“ Ein Motiv entdecken, den Ausschnitt bestimmen, die Formen und Linien ordnen – und dann abdrücken. „Was zählt, sind Geometrie und Struktur. Alles am richtigen Ort. Die Geometrie ist für mich die Grundlage.“ Henri Cartier-Bresson erzählte, dass er oft eine ganze Weile an einem Ort wartete, bis das perfekte Motiv in Form eines Passanten in sein bereits komponiertes Bild lief. Und dann muss es meist extrem schnell gehen – sonst ist der richtige Augenblick für immer verloren, oder wie es Henri Cartier-Bresson perfekt ausdrückt: „Der wahre Genuss ist, sich vor einem Motiv zu befinden, dass sich mir aufdrängt und im richtigen Moment abzudrücken. Das entscheidet sich im Bruchteil einer Sekunde. Und es ist der einzige kreative Moment.“
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